Synoptische
Übersicht für Deutschland
ausgegeben
am Freitag, den 13.12.2002 um 16:00 Uhr
Großwetterlage:
Hochkeil
Mitteleuropa
aktuelle
Situation:Mitteleuropa
befindet sich seit einer Woche unter dem Einfluss eines Hochkeils,
dessen zugehörige quasistationäre Antizyklone kontinuierlich
für bodennahe Advektion trocken-kalter kontinentaler Luftmassen
polaren Ursprungs (cP) von Osteuropa nach Deutschland sorgte. Dieser
Omega-förmige Hochkeil wird durch zwei Langwellentröge,
auf der Westseite über dem Nordostatlantik und auf der Ostseite
über Westrußland, flankiert. Die Höhenströmung
ist somit weiterhin in zwei Äste aufgespalten, wobei der gradientstärkere
nördliche Ast über den Nordatlantik hinweg nach Westrußland
führt und dort den Langwellentrog stützt. Der südliche
Zweig der Frontalzone durchläuft den atlantischen Langwellentrog
und bildet derzeit eine nahezu zonale Höhenströmung über
dem Mittelmeerraum. Im Vorticity-Zentrum dieses Langwellentroges
hat sich über dem Atlantik eine steuernde Bodenzyklone (JUDITHA)
etabliert. Ein eingelagerter Kurzwellentrog auf der Vorderseite
dieses Langewellentroges hat zudem eine weitere Zyklone (INGRID)
induziert, welche sich derzeit vor der portugisischen Atlantikküste
befindet. Die sich im Endstadium befindliche, bereits vollständig
okkludierte Bodenzyklone GISELA
sorgt derzeit über Westeuropa für verbreitet stratiformen
Niederschlag.
Beschreibung
des Kurzfristzeitraums (Tage 1 bis 2)
Der
bisher sehr stationäre Hochkeil hält am Tag 1 nach allen
Modellen seine blockierende Position bei. Fehlende Warmadvektion
auf seiner Rückseite und der bisher als Stabilisator fungiernde
Cut-Off-Wirbel sorgen ab Tag 2 für eine Abschnürung des
Hochkeils. Zusätzlich hat sich die Gesamtzirkulation der Nordhemisphäre
grundlegend verändert, so dass die eher progressiven Wellenzahlen
4 und 5 gegenüber der bisherigen, zu Stationarität neigenden,
Wellenzahl 3 dominieren. Somit kommt es ferner zu einer progressiven
Verlagerung der Strömungsgebilde Richtung Osten. Mitteleuropa
kommt somit ab Tag 2 auf die Vorderseite des atlantischen Langwellentroges.
Alle Modelle berechnen im Bereich des eingelagerten Kurzwellentroges
ein baroklines Gebiet, so dass unterstütz von zyklonaler Vorticityadvektion
(ZVA) Zyklogenese stattfindet und sich die Bodenzyklone INGRID intensiviert.
Seine Frontensysteme erreichen demnach von Westen her Deutschland.
Disskusion
der Mittelfristentwicklung (Tage 3 bis 7)
Schon
im Mittelfristzeitraum gehen die Ensembles der Modelle erstaunlich
weit auseinander. Dementsprechend unterschiedlich wird auch die
weitere Entwicklung beurteilt. Das GME-Modell simuliert ab Tag 3
einen kurzfristig stabilen Hochkeil über dem Nordostatlantik,
der durch einen Cut-Off gestützt wird. Deutschland verbleibt
demnach im Einflussbereich des Langwellentroges, der sich zunehmend
amplifizieren kann und arktische Luft mit Temperaturen von unter
-30°C bis nach Skandinavien führt. Nach dem ECMF-Modell
hat dieser atlantische Hochkeil zwar eine größere Erhaltungsneigung,
jedoch dringen die kalten arktischen Luftmassen nicht so weit ins
europäische Festland voran. Eine komplett andere Variante berechnet
das amerikanische GFS-Modell. Nach anfänglicher Westlage zwischen
Tag 3 und 4 etabliert sich, gestützt von massiver Warmluftadvektion
auf der Vorderseite des atlantischen Langwellentroges ein erneuter
Hochkeil über dem mitteleuropäischen Festland ab Tag 5.
Auch eine progressive Verlagerung der Strömungsmuster ist nach
GFS kaum zu erkennen.
Marcus
Boljahn
die
nächste synoptische Übersicht erscheint am 20.12.2002
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