Synoptische
Übersicht für Deutschland
ausgegeben
am Freitag, den 10.01.2003 um 14:00 Uhr
Großwetterlage:
Langwellentrog
Mitteleuropa
aktuelle
Situation: Die
polsymetrische Anordnung zweier Kältewirbel über Nordkananda
und Nordosteuropa und deren anschließende Vereinigung über
dem Nordpol rufen seit zehn Tagen ein sehr stationäres nordhemisphärisches
Zirkulationsmuster mit den dominanten Wellenzahlen 3 und 4 hervor.
So verlief der Hauptast der Frontalzone über das südliche
Mittelmeer und die über Sibirien gebildete arktische Festlandsluft
(cA) (mit pseudopotentiellen Temperaturen von unter -4°C in
850 hPa) konnte weit bis ins östliche Mitteleuropa voranschreiten.
So erlebt vor allem Nord- und Ostdeutschland eine zweistellige Anzahl
von aufeinanderfolgenden Eistagen.
Über
Mitteleuropa erstreckt sich derzeit ein Langwellentrog mit leicht
positiv geneigter Achse, wobei seine Amplitude (von Nordskandinavien
bis Nordwestafrika) dabei fast doppelt so groß ist wie seine
Wellenlänge. Die über dem Nordatlantik sehr stark entwickelten
Frontalzone ist daher immer noch in zwei Äste aufgeteilt, so
dass die Zufuhr nordatlantischer Subpolarluft (mP) und nordatlantischer
Meeresluft (mSp) nach Mitteleuropa weiterhin blockiert ist. Im Absinkbereich
auf der Rückseite des Langwellentroges hat sich die Bodenantizyklone
BÄRBEL
mit Zentrum über den britischen Inseln gebildet. Dementsprechend
gelangt Deutschland auf der Vorderseite des Hochs in eine bodennahe
Nordwestströmung, so dass feuchtgesättigte Luftmassen
für verbreitet Hochnebel vor allem in Nord- und Ostdeutschland
sorgen.
Die
vor zwei Tagen vom zentralen arktischen Kältewirbel abgesplitterten
neuen Kältezentren über Ostkanada und Ostrussland haben
sich in der Folgezeit kontinuierlich verstärkt. Beide sind
inzwischen eigenständige Kältewirbel mit niedrigem Geopotential
und entsprechend gut ausgebildetem zugehörigen Langwellentrog.
Diese nun nicht mehr polsymetrisch angeordneten Kältewirbel
verringern die Wellenlängen der Langwellentröge, so dass
in der nordhemisphärische Zirkulation bei der zur Zeit dominaten
Wellenzahl 5 insgesamt eine progressive Verlagerung der Langwellentröge
einsetzt.
Beschreibung
des Kurzfristzeitraums (Tage 1 bis 2)
Die
intensive Frontalzone mit einem mächtigen Diffluenzgebiet über
dem Nordatlantik kann in Folge der neuen nordhemisphärischen
Strömungssituation an Tag 1 seinen Einfluss erstmals weiter
nach Osten ausbreiten. Da sich gleichzeitig der Langwellentrog über
Mitteleuropa nur sehr langsam progressiv verlagern kann, bekommt
seine Achse eine immer positivere Neigung. An Tag 2 erreicht das
Jetstream-Delta Westeuropa, wobei vor allem der nördliche Ast
des Diffluenzgebietes fast vollständig in eine zonale Grundströmung
übergehen soll. Eingelagert in dieses Starkwindband ist ein
Kurzwellentrog, der sich mit einem zugehörigen Frontensystem
rasch stromabwärts verlagert und gegen Ende von Tag 2 nach
allen gängigen Modellen mit seiner Achse über der Nordsee
berechnet wird.
Disskusion
der Mittelfristentwicklung (Tage 3 bis 7)
An
Tag 3 erreicht das Frontensystem, verbunden mit großflächigem
und anfangs auch intensivem Niederschlag, Westdeutschland und wird
im Laufe des Tages unter Abschwächung nach Osten ziehen. Mit
diesem Frontensystem setzt natürlich auch massive Warmadvektion
in allen Schichten ein. Verbunden mit dieser Schichtdickenadvektion
schafft es die Frontalzone nun nach allen Modellen in den Folgetagen
seinen Einfluss auf ganz Mitteleuropa auszuweiten. Etwas unterschiedlich
wird ab Tag 5 dann die Intensität dieses Vorganges berechnet.
Während Norddeutschland nach GFS und ECMWF auf der zyklonalen
Seite des Jetstremas verbleibt, berechnet das GME-Modell die Jetachse
weit nördlicher, so dass ganz Deutschland auf der antizyklonalen
Seite ist.
Marcus
Boljahn
die
nächste synoptische Übersicht erscheint voraussichtlich
am 17.1.2003
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