Synoptische
Übersicht für Deutschland
ausgegeben
am Freitag, den 17.01.2003 um 14:00 Uhr
Großwetterlage:
Westlage,
Kurzwellenkeil Mitteleuropa
aktuelle
Situation:
Um den intensiven Kältepol über Nordostkanada hat sich
ein mächtiger Langwellentrog ausgebildet,der sich von Alaska
bis nach Westeuropa erstreckt und dessen Amplitude bis nach Nordmexiko
reicht. Der mächtige Jetstream und dementsprechend große
Werte an positiver Scherungsvorticity auf der zyklonalen Seite des
Jets, lassen auf der Vorderseite dieses Langwellentroges über
dem Nordwestatlantik immer wieder Kurzwellentröge entstehen.
Die folglich kräftige Zyklogenese lässt korrespondierende
Bodenzyklonen entstehen, die sich dann rasch mit der Strömung
(progressiv) nach Osten verlagern. Der warme Golfstrom wirkt durch
Freisetzung latenter Wärmeenergie zusätzlich zyklogenetisch,
so dass diese sogenannten Schnellläufertiefs sich auf ihrem
Weg nach Europa weiter intensivieren und daher oftmals mit Orkanstärke
auch Mitteleuropa erreichen.
Deutschland
befindet sich derzeit unter dem Einfluss eines Kurzwellenkeils,
der zwischen zwei Kurzwellentrögen für großräumiges
Absinken sorgt und am Boden durch die Antizyklone ELA
im Isobarenfeld erkennbar ist. Die gestern für Deutschland
wetterbestimmende Zyklone KLAUS
mit z.T. orkanartigen Böen in Norddeutschland ist weiter nach
Nordosteuropa gezogen. Bodenreibung, zunehmende Stabilisierung über
dem kalten Festland und die Abnahme an positiver relativer Vorticity
infolge der nördlichen Zugrichtung sorgen für eine rasche
Abschwächung des Tiefs.
Das
zum nachfolgenden Kurzwellenwellentrog gehörende Tief LEOPOLD
liegt derzeit mit seinem Zentrum (<960hPa) südlich von Island.
Deutschland befindet sich daher im südlichen Warmsektor unter
dem Einfluss von erwärmter subpolarer Luft (xPs).
Beschreibung
des Kurzfristzeitraums (Tage 1 bis 2)
ie
progressive Verlagerung der Kurzwellentröge Richtung Europa
und das entsprechende Auffüllen der Zyklonen über dem
europäischen Festland sind auch in den Folgetagen zu beobachten.
Da Deutschland auf der antizyklonalen Seite des Jetstreams verbleibt,
erreichen die abgeschwächten Frontensysteme nur den äußersten
Norden der Republik.Im Laufe des Vormittages wird der Kurzwellentrog
mit seinem Vorticityzentrum über Südskandinavien Norddeutschland
überqueren, so dass rückseitig der Kaltfront von Tief
LEOPOLD
maritime Polarluft (mP) einfließen kann. Folglich sind nach
allen Modellen auch nur geringe Niederschlagsmengen zu erwarten.
Das übrige Deutschland verweilt im antizyklonalen Absinkbereich.
An Tag 2 nähert sich der nächste Kurzwellentrog, dessen
Frontensystem in Verbindung mit kräftiger Warmadvektion den
Westen Deutschlands erreicht und dort für verbreitet mäßigen
Niederschlag sorgen wird. In der Foldezeit wird nach allen Modellen
eine Ostwärtsverlagerung und gleichzeitige Abschwächung
dieser Bodenzyklone berechnet.
Disskusion
der Mittelfristentwicklung (Tage 3 bis 7)
in
schon an Tag 2 vor Neufundland erkennbarer Kurzwellentrog soll sich
nach allen Modellen Richtung Mitteleuropa verlagern und infolge
kräftiger Schichtdickenadvektion auf seiner Vorderseite ab
Tag 3 amplifizieren. Die sich vergrößernde Wellenlänge
führt zu einer Ausbildung eines Langwellentroges und bremst
gleichzeitig seine progressive Verlagerungsgeschwindigkeit. So berechnen
alle gängigen Modelle einen Langwellentrog über Mitteleuropa,
dessen Winterpotential und weitere Entwicklung aber kaum abzuschätzen
ist.
Marcus
Boljahn
die
nächste synoptische Übersicht erscheint voraussichtlich
am 24.1.2003
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