Synoptische Übersicht für Deutschland

ausgegeben am Freitag, den 21.02.2003 um 14:05 Uhr

Großwetterlage: Langwellenkeil Mitteleuropa/Omega-Hochkeil

aktuelle Situation: Mitteleuropa befindet sich seit mehr als sieben Tagen auf der Vorderseite eines mächtigen quasistationären Langewellentroges, der sich von Alaska bis in den Ostatlantik erstreckt. Durch damit verbundende stetige positive Schichtdickenadvektion konnte sich ein Langwellenkeil über Mitteleuropa aufbauen und ebenfalls quasistationär werden. Die Frontalzone ist demenstprechend in einen Nordast, der einen Omega-förmigen Verlauf über den Nordostatlantik über Nordskandinavien bis nach Westrußland aufweist, und in einen etwas schwächeren Südast, welcher derzeit über Nordafrika verläuft, aufgeteilt.

Somit können Zyklonen, die Dank kräftiger Zyklogenese vor den Küsten der amerikanischen Südoststaaten immer wieder entstehen, mit ihren Frontensystemen Mitteleuropa nicht mehr auf direktem Weg erreichen. Die direkte Zufuhr von feuchtmilder atlantischer Luft ist damit blockiert.

Die aus dieser Entwicklung resultierende Bodenantizyklone über Mitteleuropa ist ebenfalls quasistationär und weist derzeit einen Kerndruck von über 1035 hPa auf. Der Kern des Hochs wird derzeit über den Baltischen Staaten analysiert, so dass sich Deutschland im Einfluss einer bodenahen Ostströmung befindet. Die über Westrußland und der Nordukraine beheimatete kontinentale Polarluft (cP) wird somit auch weiterhin angezapft. Allerdings ist ihre Advektion auf Grund des schwachen Druckgradienten nur recht gering, so dass sie auf dem Weg nach Deutschland Umwandlungsprozessen unterliegt, in Ostdeutschland ihren kontinentalen Charakter schon verloren hat und als xP analysiert wird. Im Westen und Südwesten der Republik erfolgt dann eine weitere Umwandlung in eine gemäßigte mitteleuropäische Luft (xPs).

Alle Radionsondenaufstiege zeigen für Deutschland die wintertypischen tiefliegenden Strahlungsinversionen (bis ca 900 hPa), so dass vertikale Durchmischung weiterhin nur auf die untersten Schichten begrenzt ist. Die schwache aber stetige bodenhahe Feuchteadvektion von Osten her, sorgt für einen horizontalen Feuchtegradienten mit hohen Werten im Nordosten und niederigen Feuchtewerten im Südwesten des Landes. In den Gebieten ausreichender Grundschichtfeuchte kann sich dementsprechend weiterhin die Hochnebeldecke halten. Die Kante dieser Stratusdecke verläuft derzeit ca. 150 km westlich der Elbe in nahezu paralleler Richtung zu ihr. Auf dem aktuellen Visible ragen dabei der Harz und das Erzgebirge eindrucksvoll aus der ansonsten geschlossenen Hochnebeldecke heraus. Im Osten und Nordosten kommt es derzeit sogar noch zu weiterem Sprühregen und Schneegriesel.

 

Beschreibung des Kurzfristzeitraums (Tage 1 bis 2)

 

Das Frontensystem einer derzeit vor der portugiesischen Küste analysierten Zyklone erreicht an Tag 1 Westeuropa und wird dort für teils ergiebige Niederschläge sorgen. Mit der Frontalzone wird der zum Tief gehörige Kurzwellentrog nun nach Norden verlagert. Diese nördliche Zugbahn und der zunehmende Absinkeinfluss wirken stark zyklolytisch, so dass schon an Tag 2 nur noch ein abgeschwächtes Frontensystem von allen Modellen simuliert wird. Allerdings kann sich durch diesen Prozess das Bodenhoch in seiner Position leicht südostwärts verlagern. Deutschland gelangt somit zunehmend in eine südlichere Strömungskomponente. Damit kommt die bodennahe Advektion von feuchter Luft aus Ostseeregionen nach Ostdeutschland zum Erliegen und die entscheidende Voraussetzung zum Auflösen der Stratusdecke ist gegeben.

 

 

Disskusion der Mittelfristentwicklung (Tage 3 bis 7)

Alle gängigen Modelle berechnen derzeit an Tag 3 einen gut ausgeprägten Kurzwellentrog mit einer korrespondierenden Bodenzyklone über dem Ostatlantik. Baraklonie auf seiner Vorderseite ist der dynamische Antrieb für eine weitere Intensivierung, so dass der Langwellenkeil damit weiter abgeschwächt und nach Osten abgedrängt wird. Ab Tag 5 erreichen dann die ersten Frontensysteme den Südwesten Deutschlands und führen feuchtmilde Atlantikluft (mPs) mit sich, so dass einer Umstellung der Großwetterlage nichts mehr im Wege steht.

 

Marcus Boljahn

die nächste synoptische Übersicht erscheint voraussichtlich am 28.2.2003

 back to top

copyright by www.diplomet.de
protu@met.fu-berlin.de

;
Logo-Design by rotbraun