Glossar
   

Synoptische Kurzanalyse für Deutschland

ausgegeben am Mittwoch, den 10.11.2004 um 18:00 Uhr MEZ

Benutzte Modelle: GME (R192F) Mi 00UTC, ECMF Mi 00UTC, GFS Mi 06UTC

Synoptischskalige Wellensituation: eingefangener Cut-Off Mitteleuropa

aktuelle Situation:

Die harmonische Wellenanalyse der Nordhemisphäre zeigt einen sehr hohen Varianzanteil der Wellen 4-5, wobei der arktische Wirbel in Richtung Beringmeer verschoben scheint. Die Wellenzahl 5 ist auch anhand der Verteilung von den Langwellentrögen in der nordhemispärischen Zirkulation gut zu erkennen. Wetterbestimmend für den europäischen Kontinent ist ein ehemaliger Cut-Off über Mitteleuropa, der von einem rasch stromabwärts ziehenden und sich dabei zunehmend amplifizierten Kurzwellentrog über Nordwesteuropa wieder eingefangen wurde. Rückseitig dieses Kurzwellentroges wird erneut PSA dafür sorgen, dass sich der Cut-Off wieder von der Frontalzone abspaltet. Dieser Prozess wird durch eine recht kräftige Strömung des Polarfront-Jetstream über dem Nordatlantik (Narsarsuaq, Grönland von 324 km/h in 300hPa um 00UTC) noch beschleunigt. Vorderseitig des Jetmaximums auf der zyklonalen Seite des Polarfront-Jetstreams sorgte kräftige ZVA für Zyklogenese nördlich von Island. Es konnte sich eine Sturmzyklone bilden, die bereits um 06 UTC einen Kerndruck von < 985 hPa auswies.
Desweiteren sorgten einige Vorticityzentren in Verbindung mit kleinen Kurzwellentrögen um den Cut-Off herum für reichlich Zyklogenese. So konnte sich auf der östlichen Seite des Cut-Offs über Deutschland eine Bodenzyklone bilden, die in ihrem Warmsektor Luft der mittleren Breiten (xSp) mit sich führte. Eine weitere Bodenzyklone südlich des Cut-Offs konnte sich über der Bucht von Genua bilden, da hier durch latenten (diabatischen) Wärmefluss (Wassertemperaturen um 18°C) die vom Kontinent strömende Subpolarluft (mP) labilisierte und gleichzeitig noch durch das Vorticityzentrums eines Kurzwellentroges gehoben wurde. Fehlende Reibung (schwacher ageostrophischer Wind) über dem Mittelmeer machte dann als Drittes die Zyklogenese perfekt (aktueller Kerndruck <999 hPa).

Beschreibung des Kurzfristzeitraums (Tage 1 bis 3)

Die in der aktuellen Situation angesprochenen Bodenzyklonen über Mittel- und Südeuropa werden sich an Tag 1 (Mittwoch) nicht weiter intensivieren, unterdessen schreitet aber die Zyklogenese nördlich von Island über Tag 1 hinaus weiter voran. Alle vorliegenden Modelle lassen einheitlich bis Tag 3 (Freitag) das Zentrum der Sturmzyklone von Island bis zum Nordmeer unter weiterer Zyklogenese vorankommen. So wird sie sich bis Tag 3 in einen Orkanwirbel umwandeln und einen Kerndruck von <965hPa aufweisen.
Die starke WLA (PSA) südlich der Frontalzone wird am Ende von Tag 1 bereits ein weiteres Mal dafür sorgen, dass sich der Cut-Off von der Frontalzone trennt. Dieser wird sich in einen Kaltlufttropfen umwandeln und bis Tag 3 langsam in den westlichen Mittelmeerraum wandern, wodurch er auf einem südlichen Weg nur noch von der allgemeinen Zunahme von relativer Vorticity (Abnahme der Erdvorticity) gestützt wird. Schwache Kurzwellentröge um den Cut-Off können in der feuchtlabil geschichteten Luft über dem Mittelmeer immer wieder zum Teil kräftige Gewitter auslösen.
An Tag 3 (Freitag) entwickelt sich über dem Nordatlantik ein Kurzwellentrog, der unter rascher Amplifizierung mit der Strömung nach Nordeuropa gelangt.
Deutschland bleibt bis Tag 3 zwischen den wetterbestimmenden Druckgebieten.

Beschreibung des Mittelfristzeitraums (Tage 4 bis 7)

Der vom Nordatlantik nach Nordeuropa ziehende Kurzwellentrog wird sich an Tag 4 (Samstag) Mitteleuropa nähern und mit seiner Achse an Tag 5 (Sonntag) Deutschland überqueren. Trogvorderseitig zieht ab Tag 4 der Orkanwirbel über dem Nordmeer nach Nordosten. Nach Abzug des Kurzwellentroges über Mitteleuropa kann sich ein schwaches Zwischenhoch vom Nordatlantik aufbreiten, bis dieses von einem weiteren schnell ziehenden Kurzwellentrog an Tag 6 (Montag) abgelöst wird.

© Sebastian Unger

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