Synoptische
Kurzanalyse für Deutschland
ausgegeben
am Mittwoch, den 24.11.2004 um 18:00 Uhr MEZ
Benutzte
Modelle: GME (R192F) Mi 00UTC, ECMF Mi 00UTC, GFS Mi 06UTC
Synoptischskalige
Wellensituation:
Langwellentrog Osteuropa, Langwellenkeil Westeuropa
aktuelle
Situation:
Die
nordhemispärische Zirkulation
weist einen hohen Varianzanteil der Welle 5 auf. Dies bedeutet für
diese Jahreszeit eine progressive Verlagerungstendenz. Die resultierende
Verteilung von Trögen und Keile über der Nordhemisphäre
ist so angeordnet, dass sich dabei unter anderem über Westeuropa
ein Langwellenkeil und über Osteuropa ein Langwellentrog befindet.
Die mitteleuropäische wetterbestimmende Höhenströmung
verläuft dabei fast meridional von Nord nach Süd. Auf
der zyklonalen Seite hat sich ein Höhenwirbel gebildet, der
als oberer Bereich zu einer alternden Bodenzyklone (aktueller Kerndruck
<1006hPa) über Weißrussland und der Ukraine gehört.
Kalter Untergrund, höhere Reibung über Land und abgeschwächte
obere ZVA (zunehmende Entfernung von Polarfront-Jet)
wirkten in der Vergangenheit zyklolytisch auf die Bodenzyklone ein.
Nur die Zunahme der relativen Vorticity, aufgrund des nach Süden
ausgerichteten Weges, wirkte zyklogenetisch entgegen. Aktuell hat
der südliche Teil der Bodenzyklone
bereits das Schwarze Meer erreicht und erfährt kurzzeitig neue
Zyklogenese durch den latenten Wärmefluss des Wassers (Wassertemperatur
um 13°C).
Über Mitteleuropa setzte sich keilvorderseitig durch Zunahme
der differentiellen AVA vermehrt Absinken
in der Troposphäre durch und es konnte sich eine Bodenantizyklone
mit einem Kerndruck von >1036hPa über Deutschland ausbilden.
Beschreibung
des Kurzfristzeitraums (Tage 1 bis 3)
Über
dem westlichen Nordatlantik spaltet sich die Frontalzone in einem
Diffluenzgebiet in einen weit nach Norden ausgreifenden nördlichen
Ast und in einen südlichen Ast auf. Beide Äste finden
erst über Nordeuropa durch ein Konfluenzgebiet nördlich
vom Langwellenkeil wieder zusammen. Am Mittwoch (Tag 1) kann der
Landwellenkeil aufgrund der progressiven Verlagerungstendenz der
ROSSBY-Wellen weiter nach Osten vorankommen. Fehlende WLA
stromaufwärts und ein sich verstärkender Kurzwellentrog
im nördlichen Ast der Frontalzone sorgen für Amplitudenverringerung
des Langwellenkeils und eine anschließende Auflösung
bis zum Freitag (Tag 3).
Der Höhenwirbel über Weißrussland hält sich
durch Zunahme der relativen Vorticity (Erhaltung der absoluten Vorticity)
konstant und wandert bis zum Ende von Tag 1 zum östlichen Balkan
und dann bis zum Freitag (Tag 3) unter Abschwächung in die
Türkei. Die zugehörige Bodenzyklone über dem Schwarzen
Meer wird sich nach allen Modellen am Mittwoch (Tag 1) abgeschwächt
und bereits am Donnerstag (Tag 2) aufgelöst haben. Der Kurzwellentrog
aus dem nördlichen Ast der Frontalzone wandert unter weiterer
Amplifizierung bis Freitag (Tag 3) nach Westrussland.
Die durch den Langwellenkeil induzierte Bodenantizyklone kann bis
Freitag (Tag 3) den Einflussbereich auf Osteuropa ausbreiten, und
wird sich dabei aufgrund der rapiden Abnahme der AVA in der Höhe
(Amplitudenabnahme des Langwellenkeils) auch abschwächen.
Beschreibung
des Mittelfristzeitraums (Tage 4 bis 7)
Bereits am Samstag (Tag 4) hat sich die Höhenströmung
über Mitteleuropa bereits zonalisiert. Über dem westlichen
Nordatlantik kann sich gleichzeitig am Samstag (Tag 4) ein neuer
Keil aufbauen, der aufgrund seiner geringen Wellenlänge rasch
nach Osten vorankommt. Keilvorderseitig sorgt nun negative
DTA (KLA größer am Boden)
für die Ausbildung eines Troges über Mitteleuropa bis
Montag (Tag 6). Ab diesem Zeitpunkt gehen nun die vorliegenden Modelle
mit ihren Vorhersagen auseinander.
Nach GME ist der resultierende Trog in seiner Wellenlänge nicht
sehr gut ausgeprägt. Bereits am Montag (Tag 6) wird der von
Westen anrückende Keil für einen raschen Geopotentialanstieg
auf der nördlichen Seite des Troges sorgen und damit eine Cut-Off-Prozess
des Troges einleiten. Anschließend wandert der Keil weiter
nach Osteuropa.
Nach ECMF baut sich über Mitteleuropa ein markanter Langwellentrog
auf, so dass der, sich aus Westen nähernde Keil, erst am Dienstag
(Tag 7) einen Cut-Off-Prozess in Gang setzen kann.
Das GFS-Modell simuliert einen komplett anderen Mittelfristzeitraum.
Über Mitteleuropa wird sich kein markanter Trog aufbauen. Ledigleich
ein Kurzwellentrog wird sich über Westeuropa amplifizieren.
Der Keil über dem Nordatlantik wird in seiner Wellenlänge
von einem sich rasch entwickelnden Langwellentrog über dem
Nordwestatlantik reduziert. Dieser wandert bis Dienstag (Tag 7)
zum östlichen Nordatlantik baut den vorderseitigen Keil sukzessive
ab.
©
Sebastian Unger
back
to top
copyright
by www.diplomet.de
protu@met.fu-berlin.de
|