Glossar
   

Synoptische Kurzübersicht für Deutschland

ausgegeben am Freitag, den 11.03.2005 um 13:30 Uhr MEZ

Benutzte Modelle: GME (R192F) Fr 00 UTC, ECMF Fr 00 UTC, GFS Fr 06 UTC

Synoptischskalige Wellensituation: Langwellentrog Mittel- und Osteuropa

aktuelle Situation:

Während der letzten Tage hat sich an der synoptisch-skaligen Strömungssituation auf der Nordhemisphäre relativ wenig geändert. Weiterhin zeigt sich ein hoher Varianzanteil der Wellenzahl 4. Die resultierenden quasistationären Keile und Tröge weisen dabei zwischen Amerika und Europa besonders große Amplituden auf.



Mittel- und Osteuropa bleiben damit weiterhin im Einflussbereich eines mächtigen Langwellentroges, dessen Amplitude bis hin nach Nordägypten reicht. Deutschland liegt somit im Bereich der trogrückseitigen nordwestlichen Höhenströmung.



Wetterbestimmend für Deutschland ist dabei ein eingelagerter Kurzwellentrog mit einem sehr markantem Jetstreak, der aktuell von Ostgrönland bis zur Nordsee reicht. Im diffluenten Ausströmbereich dieses Starkwindbandes finden sich nun ideale Bedingungen für eine Zyklogenese. Folglich werden im südskandinavischen und norddeutschen Raum derzeit auch verbreitet Niederschläge infolge von WLA beobachtet, die im Warmsektor als Regen fallen.



Die angezapfte maritime erwärmte Subpolarluft (mPs) mit pseudopotentiellen Temperaturen bis zu 20°C kann in 850hPa bereits bis nach Nordwestdeutschland vordringen. Der Okklusionspunkt und damit auch das Gebiet der stärksten Hebung der Bodenzyklone wird aktuell über dem Skagerrak analysiert.
Neben der Verstärkung des Tiefs (Druckfall im Zentrum bis unter 980 hPa) geht mit dem zyklogenetischen Prozess natürlich auch eine Intensivierung (Druckgradientverstärkung) einher. Im gesamten nord- und mitteldeutschen Raum werden demnach bereits stürmische Böen registriert, die auf den Bergstationen schon jetzt Orkanstärke (Brocken um 11UTC 141 km/h) erreichen.



Ebenso sind in der Kaltluft Schneeverwehungen und quasihorizontaler Schneefall zu beobachten.

Beschreibung des Kurzfristzeitraums (Tage 1 bis 3)

Der Kurzwellentrog verlagert sich im Laufe von Tag 1 (Freitag) weiter stromabwärts nach Südosten. Gleiches gilt natürlich auch für das Frontensystem der Zyklone, welches durch die frontsenkrechte Windkomponente Deutschland in Richtung Südosten überquert. Mit der nach der Kaltfront einfließenden maritimen Polarluft (mP) gehen die Niederschläge wieder in Schnee über.
Durch den Trogvorstoß soll am Samstag (Tag 2) infolge der VA und der bodennah stärkeren KLA das Geopotential schnell fallen. Somit erfährt der mitteleuropäische Langwellentrog eine erneute Generierung. Durch die auch in höheren Schichten einfließende Höhenkaltluft wird die Schichtung zunehmend lablisiert und die Niederschläge werden konvektiver Natur.



Allerdings schwächt sich der Jetstreak bei seiner Südostverlagerung allgemein recht schnell ab, so dass auch der zyklogenetische Antrieb für das Tief verloren geht. Bei keiner weiteren Verstärkung und/oder Intensivierung zieht die Bodenzyklone daher weiter in Richtung Nordostpolen. Deutschland gelangt somit auf die Rückseite, wo bodennah an Tag 3 (Sonntag) mit der Nordströmung wieder Luftmassen arktischen Ursprungs in den Nordosten der Republik gelangen können.

Beschreibung des Mittelfristzeitraums (Tage 4 bis 7)

Entscheidend für die mittelfristige Wetterentwicklung ist nun ein rascher progressiver Trogvorstoß über dem zentralen Nordatlantik, der es an Tag 4 (Montag) schaffen soll, den bisherigen blockierenden Langwellenkeil zu "durchbrechen". Diese Zonalisierung wird von allen Modellen derzeit recht ähnlich gezeigt. Zunächst verläuft die Frontalzone aber noch sehr weit südlich, so dass weiterhin polare Luftmassen wetterbestimmend bleiben.
Ab Tag 6 (Mittwoch) wird von allen Modellen überraschend ähnlich WLA in allen Schichten und damit die Anzapfung subtropischer Luftmassen gezeigt.

© Marcus Boljahn

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