Definition:
Die in einen Jetstream eingelagerten
Geschwindigkeitsmaxima im Isotachenfeld
werden als Jetstreak bezeichnet.
Anschauung und Anwendung:
Der Polarfront-Jetstream
ist je nach Intensität des horizontalen Temperaturgradienten
unterschiedlich stark ausgeprägt. Folglich wechseln sich
Starkwindgebiete (Jetstreaks) mit Streifen schwächerer Windgeschwindigkeit
ab.
Die intensivsten Jetstreaks finden sich stets in Gebieten antizyklonal
gekrümmter Isohypsen, da hier
der Gradientwind supergeostrophischen
beschleunigt wird und zwar umso stärker, je kurzwelliger
und je äquatornäher der entsprechende Kurzwellenkeil
ist.
Jetstreaks verlagern sich mit der allgemeinen ROSSBY-Wellen-Phasengeschwindigkeit,
so dass Luftpartikel solche Starkwindstreifen zunächst beschleunigt
durchqueren, ehe sie weiter stromabwärts wieder abgebremst
werden. Es kommt daher sowohl im konfluenten Einzugsgebiet als
auch im diffluenten Delta des Jetstreaks zu isobarenkreuzenden,
also ageostrophischen Winden. Im Einzugsgebiet ergibt sich
eine ageostrophische Komponente zum tieferen Geopotential,
was nach der Isotachengleichung supergeostrophisch
wirkt, so dass der Wind im Bereich der stärksten Drängung
im Zentrum des Jetstreaks seine höchste Geschwindigkeit erreicht.
Im Strömungsdelta werden die Isobaren
dann wieder abbremsend (subgeostrophisch) in Richtung des höheren
Druckes durchquert. Insgesamt resultiert demnach also stromabwärts
eine antizyklonal drehende ageostrophische Windkomponente. Für
die Windgeschwindigkeit ist allerdings ein Pendeln um die rein
geostrophische Geschwindigkeit zu beobachten. Dies entspricht
der horizontalen Trägheitsschwingung
der Atmosphäre um das geostrophische
Gleichgewicht. Maximal möglich sind dabei supergeostrophische
Abweichungen in Größenordnung der doppelten geostrophischen
Windgeschwindigkeit und minimal sind subgeostrophische Winde in
Größenordnung der halben geostrophischen
Windgeschwindigkeit möglich. Messungen haben gezeigt, dass
bei besonders intensiven Jetstreaks (mit antizyklonaler Krümmung
und in relativ niedrigen Breiten) auch tatsächlich annähernd
solch große Abweichungen erreicht werden können. Die
durchschnittliche Schwingungsdauer, die ein Luftteilchen braucht,
welches einen Jetstreak durchquert hat um anschließend wieder
in das geostrophische Gleichgewicht zu gelangen, beträgt
12 Stunden. Die dabei zurückgelegte Entfernung umschreibt
der ROSSBY´sche Deformationsradius, welcher im Mittel
1000 km beträgt.
Weitere Interpretation:
Die im Jetstreak extremen ageostrophischen Komponenten verursachen
nun auch horizontale Vergenzen, da der rein geostrophische
Wind ja bekanntlich quasidivergenzfrei ist.
Aus der obigen Diskussion der ageostrophsichen Komponenten ergeben
sich nun folgende in der Skizze ersichtlichen horizontalen Vergenzen.
Damit einher geht eine thermisch direkte Zirkulation im Einströmungsgebiet
mit aufsteigender warmer Luft im linken divergenten Einzugsbereich
und absinkender kalter Luft im rechten konvergenten Einzugsgebiet.
Eine thermisch indirekte Zirkulation mit absinkender warmer Luft
im rechten konvergenten Ausströmungsgebiet und aufsteigender
kalter Luft im linken divergenten Ausströmungsbereich.
Eine wichtige Anwendung erfährt die Betrachtung des Jetstreaks
auch bei frontogenetischen Untersuchungen.
Dabei wird im konfluenten Einströmbereich stets Frontogenese
und im diffluenten Ausströmbereich dagegen stets Frontolyse
beobachtet.
Das gleiche Resultat erhält man, wenn man das Isohypsenfeld
qualitativ hinsichtlich VA untersucht und
davon ausgeht, dass diese mit der Höhe zunimmt.
Im rechten Einström- und linken Ausströmbereich
sorgt differentielle ZVA (in Skizze als
PVA, da nordhemisphärische 2D-Betrachtung)
für Hebung, während differentielle AVA
(hier NVA) Absinken verursacht.
In diesem Zusammenhang von wesentlichem Interesse ist natürlich
die zyklogenetische Wirkung eines
Jetstreaks. Alle aufsteigenden Gebiete gehen dabei mit Druckfall,
alle absinkenden Areale mit Druckanstieg einher.
© Marcus Boljahn