Glossar
   

Synoptische Kurzanalyse für Deutschland

ausgegeben am Mittwoch, den 17.11.2004 um 16:30 Uhr MEZ

Benutzte Modelle: GME (R192F) Mi 00UTC, ECMF Mi 00UTC, GFS Mi 06UTC

Synoptischskalige Wellensituation: Langwellentrog Osteuropa, Langwellenkeil Nordatlantik

aktuelle Situation:

Die Analyse der nordhemisphärischen Zirkulation zeigt einen arktischen Polarwirbel, der nach Sibirien verschoben ist. Gleichzeitig sind noch viele Störungen in der Strömung zu finden, die auf einen hohen Varianzanteil der Wellen 6 bis 8 schließen lassen. Dies deutet auf eine progressive Verlagerung der Wellensyteme hin.
Über Osteuropa befindet sich derzeit ein Langwellentrog, dessen Achse von der Barentsee bis zum Schwarzen Meer reicht. Die dadurch weit nach Süden reichende Frontalzone hat sich dabei mit der Höhenströmung eines über dem nordöstlichen Mittelmeerraumes befindlichen Cut-Off verbunden. Stromaufwärts konnte sich im kräftigen Polarfront-Jetstream ein Kurzwellentrog ausbilden, dessen nördlicher Teil des Diffluenzgebietes stark baroklin ist und bereits für Zyklogenese über dem Nordostatlantik sorgte. So konnte sich eine Sturmzyklone über dem Nordmeer mit einem Kerndruck <990hPa ausbilden.
Norddeutschland ist derzeit schon im Einflußbereich der Sturmzyklone gelangt. So konnten hier bereits Sturmböen gemessen. Über Ostdeutschland verläuft aktuell von Nord nach Süd eine Luftmassengrenze (Warmfront), die die maritime-arktische Luft (mA) über Osteuropa von der maritimen Luft der mittleren Breiten (mSp) über Mitteleuropa trennt. An dieser Warmfront kann es zu langanhaltendem konvektiv verstärktem Regen kommen.

Beschreibung des Kurzfristzeitraums (Tage 1 bis 3)

Am Mittwoch (Tag 1) bewegt sich der Langwellentrog über Osteuropa langsam progressiv nach Osten. Durch differentielle negative Schichtdickenadvektion (DNSA) im Langwellenhochkeil über dem Nordatlantik kann sich dieser weiter amplifizieren. Dadurch wird die Frontalzone über dem Nordatlantik meridionaler aufgestellt, was zu Folge hat, dass keilvorderseitig KLA für eine südliche Verlagerung der Frontalzone und damit für eine Trogausbildung über Nordeuropa später Osteuropa sorgt.
Der Kurzwellentrog über dem Nordatlantik bewegt sich seinerseits in der nach Süden driftenden Frontalzone bis zum Ende von Tag 1 (Mittwoch) stromabwärts nach Mitteleuropa. In seinem sich ebenfalls verlagernden Diffluenzgebiet wird durch anhaltende Zyklogenese eine Verlagerung der Bodenzyklone von Island über die Ostsee bis nach Westrußland am Freitag (Tag 3) erzwungen. Die Bodenzyklone wird sich dabei unter anhaltender Vertiefung und Verstärkung zu einem Orkanwirbel (Kerndruck <975hPa am Freitag) entwickeln.
Mit einer südlicheren Verlagerung der Frontalzone (Amplifizierung des Troges) und zugleich rückseitig des Orkanwirbels breitet sich zunehmend Kaltluft (arktische Luft) in Deutschland aus.

Beschreibung des Mittelfristzeitraums (Tage 4 bis 7)

Über dem westlichen Nordatlantik kann sich bis Samstag (Tag 4) ein Trog formieren, der den Langwellenkeil über dem östlichen Nordatlantik zunehmend kurzwelliger werden läßt. Spätestens ab diesem Zeitpunkt beginnen die Modelle die weitere Entwicklung unterschiedlich zu beurteilen, denn der Trog über dem westlichen Nordatlantik wird am Sonntag (Tag 5) nach ECMF schwächer vorhergesagt als nach GME und GFS. Desweiteren besitzt der Trog über Osteuropa nach ECMF eine größere Amplitude als nach GME und GFS.
Ab Montag (Tag 6) beginnt sich der Trog nach GFS langsam abzuschwächen und nach Osten zu verlagern, wodurch nun der immer noch gut ausgebildetet Langwellenhochkeil bis Dienstag (Tag 7) vom Atlantik nach Mitteleuropa vordringen kann. Daraus folgt die Ausbildung eines Hochdruckgebietes über Deutschland mit 1035 hPa Kerndruck.
Nach GME baut sich der Trog nur sehr langsam ab. Rückseitig überquert bis Dienstag ein Kurzwellentrog von Nord her Deutschland. Mit dem Kurzwellentrog überquert auch eine Bodenzyklone die Republik. Erst danach macht sich dann keilvorherseitig durch AVA Hochdruckeinfluß in Deutschland bemerkbar (Kerndruck am Mittwoch >1035hPa).
Aufgrund des schwächeren Trog über dem Westatlantik kann sich nach ECMF kein guter Warmlufttransport (WLA) ausbilden, der die Amplitude des Langwellenkeils nicht aufrecht erhalten kann. Demnach schwächt sich der Langwellenkeil über dem Nordostatlantik immer weiter ab und es stellt sich bis Dienstag eine Zonalisierung der Frontalzone über dem Nordatlantik ein.

© Sebastian Unger

back to top

copyright by www.diplomet.de
protu@met.fu-berlin.de

;
Logo-Design by rotbraun