Synoptische
Kurzanalyse für Mitteleuropa
ausgegeben
am Mittwoch, den 08.12.2004 um 17:30 Uhr MEZ
Benutzte
Modelle: GME (R192F) Mi 00UTC, ECMF Mi 00UTC, GFS Mi 06UTC
Synoptischskalige
Wellensituation:
Langwellenkeil Mitteleuropa
aktuelle
Situation:
Die aktuelle Zirkulation der Nordhemisphäre
zeigt über Europa eine weit nach Norden verschobene gut ausgeprägte
Frontalzone. Diese gehört als nördlicher Ast zum Polarfront-Jetstream,
der sich in einem Diffluenzgebiet über dem westlichen Nordatlantik
aufspaltet. Der südliche Ast verläuft dabei leicht antizyklonal
quer über den Nordatlantik bis nach Nordafrika, wo er dann
die südliche Begrenzung eines Kältewirbels, welcher über
dem westlichen Mittelmeer liegt, darstellt. Ab dieser Position hat
der südliche Ast nun endgültig die Lage des Subtropen-Jetstream
eingenommen. Angetrieben von der Hadley-Zirkulation, mit ihrer hyperbaroklinen
Zone in der oberen Troposphäre, verläuft nun der Subtropen-Jetstream
weiter über Afrika, Indien und Vorderasien, bis er sich über
Japan in einem Konfluenzgebiet wieder mit dem Polarfront-Jetstream
vereinigt.
Allgemein weist die Nordhemisphärische Zirkulation eine Überlagerung
von Welle 1 und einigen kurzen Wellen (Welle
6 bis 8) auf. Während sich nun die lange Welle 1 recht stationär
bis retrograd verhalten wird, werden sich die Kurzwellentröge
rasch mit dem Polarfront-Jetstream progressiv bewegen und dabei
auf die weitere Entwicklung speziell über den Nordpazifik und
-atlantik einen großen Einfluss haben.
Beschreibung
des Kurzfristzeitraums (Tage 1 bis 3)
Der
Langwellenkeil über Mitteleuropa bewegt sich am Mittwoch (Tag
1) leicht progressiv nach Osteuropa weiter. Die durch AVA
induzierte Bodenantizyklone kann sich dabei keilvorderseitgig ebenfalls
nach Osteuropa ausbreiten. Jedoch sind weite Teile des Kontinents
so stark ausgekühlt, dass die adiabatisch
erwärmte trockene Absinkluft sich nicht bis zum Erdboden durchsetzen
kann. Es kommt zur Ausbildung einer kräftigen
Inversion in durchschnittlich 1500 Metern (850hPa) Höhe.
Auf dem aktuellen Satellitenbild
ist eine durchgehende nochnebelartige Bewölkung zu erkennen,
die sich unterhalb der Inversion ausgebildet hat und sich auch im
Kurzfristzeitraum halten wird.
Der Kältewirbel über dem westlichen Mittelmeer wird bis
Freitag (Tag 3) seine Position halten. Dabei sorgt obere Frontogenese
durch WLA für einen Erhalt des horizontalen
Temperaturgradienten auf der östlichen und nördlichen
Seite des Kältewirbels, was den Kältewirbel vor einer
drohenden Abschwächung hindert, da die Höhenwinde durch
den Temperaturgradienten aufrecht gehalten werden.
Über dem westlichen Nordatlantik kann sich bis Freitag (Tag
3) ein neuer Kurzwellentrog amplifizieren, der stromabwärts
durch positive Schichtdickenadvektion (DNSA)
zur Ausbildung eines neuen Kurzwellenkeils sorgt.
Beschreibung
des Mittelfristzeitraums (Tage 4 bis 7)
Der Mittelfristbereich wird von den Modellen überraschend einheitlich
beurteilt. Lediglich zum Ende des Mittelfristbreichs hin kommt es
zu einigen Unterschieden.
Bis zum Montag (Tag 6) sind sich jedoch alle benutzten Globalmodelle
noch recht einig. Demnach wird sich der Kurzwellentrog über
dem westlichen Nordatlantik weiter amplifizieren, so dass der nördliche
Ast des Polarfront-Jetstreams über Europa durch den angrenzenden
Langwellenkeil erneut einen sehr weiten nördlichen Verlauf
nimmt. Über Europa kann sich unterdessen die Antizyklone weiter
ausbreiten und versorgt nun den gesamten europäischen Kontinent
und das angrenzende Mittelmeer mit recht hohem Luftdruck.
Ab diesem Zeitpunkt gehen nun die Modelle unterschiedliche Wege.
Nach ECMF und GFS sorgt die kräftige Strömung bereits
am Montag für die Einleitung eines Cut-Off-Prozesse des massiven
Trogs über dem westlichen Nordatlantik. Anschließend
tropft ein kräftiger Höhenwirbel von der Höhenströmung
ab, die sich in einem sehr weit nördlichen Niveau zonalisiert.
Nach GME wird erst die Wellenlänge des Troges bis zum Dienstag
(Tag 7) hin verringert, ehe der Trog dann abtropft. Zurück
bleiben ein kleiner Höhenwirbel über den Azoren und ebenfalls
eine recht nördliche zonale Höhenströmung.
©
Sebastian Unger
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