Glossar
   

Synoptische Kurzanalyse für Deutschland

ausgegeben am Freitag, den 10.12.2004 um 13:00 Uhr MEZ

Benutzte Modelle: GME (R192F) Fr 00 UTC, ECMF Fr 00 UTC, GFS Fr 00 UTC

Synoptischskalige Wellensituation: Langwellenkeil Mitteleuropa

aktuelle Situation:

Di
e insgesamt nahezu quasizonale nordhemisphärische Zirkulation erfährt aktuell ihre größte Störung im Bereich Mitteleuropa durch einen massiven Langwellenhochkeil, welcher infolge einer diffluenten Höhenströmung im Nordatlantik generiert wird.

Mit dem resultierenden polwärtigen Ast des Jetstreams werden warme Luftmassen subtropischen Ursprungs in hohe Breiten gebracht. Nach dem Erhaltungssatz der isentropen potentiellen Vorticity bekommen Luftmassen auf ihrem polwärtigen Weg zunehmend antizyklonale relative Vorticity aufgeprägt. Dieser als Beta-Effekt bezeichneter rücktreibender Prozess beschreibt dann auch anschaulich, warum sich über Mitteleuropa ein Langwellenkeil und eine entsprechende Bodenantizyklone ausbilden kann. Warmluftmassen, die ohnehin eine antizyklonale Bahn beschreiben, können zudem ihre vertikale Mächtigkeit nahezu aufrechterhalten. Vor allem im Zentrum des antizyklonalen Höhenwirbels über Deutschland (7°E-15°E) ist diese Warmluft (cSp) im unten abgebildeten Vertikalschnitt in 53°N sehr schön zu sehen. Ebenso ist in ca. 10°E anhand der umlaufenden und schwachen Horizontalwinde sehr gut die nahezu senkrechte Achse der Antizyklone zu erkennen. Bedingt durch nächtliche Ausstrahlung und fehlende vertikale Durchmischung erreicht die Warmluft allerdings nicht den Boden. Demzufolge ist überall in Deutschland inversionstypisches Wetter zu beobachten.



Auf den weiteren Schnitten (Vertikalbewegung und relative Feuchte) sind sehr anschaulich die weiteren direkten Folgen dieser Wetterlage zu erkennen.



So führt das großskalige Absinken zu einer Austrocknung nahezu der gesamten vertikalen Schicht. Dieses Absinken war nun sogar so massiv, dass selbst die bis dato sehr feuchte Grundschicht in diesen Austrocknungsprozess mit einbezogen wurde. Begünstigend für den damit verbundenen Auflösungsprozess des Hochnebels waren ferner die überwiegend südöstlichen Bodenwinde, die trockene kontinentale Eigenschaften advehieren.



Alle Kurzwellentröge mit ihren wetteraktiven Frontensystemen werden durch diese blockierende Situation praktisch dazu gezwungen einen großen Bogen um Mitteleuropa zu machen.
Mit dem etwas schwächeren Südast des Jetstreams konnten im Gegenzug polare Lufmassen bis weit nach Süden vorankommen. Infolgedessen hat sich ein Höhenwirbel angefüllt mit Höhenkaltluft über Südeuropa gebildet. In diesem Zusammenhang herrscht vor allem über dem Mittelmeer durch den zusätzlich forcierenden diabatischen Wärmefluss rege konvektive Aktivität.

Beschreibung des Kurzfristzeitraums (Tage 1 bis 3)

Auch im Kurzfristzeitraum bleibt die Strömungssituation quasistationär. Ein Kurzwellentrog verlagert sich mit dem Polafront-Jetstream an Tag 1 (Freitag) von Schottland bis nach Westskandinavien. Die zugehörige Kaltfront erreicht am Samstag (Tag 2) dann von Nordwesten her Deutschland. Allerdings verliert sie durch den zunehmend antizyklonalen Einfluss ihre baroklinen Eigenschaften und sie bleibt nur noch als Inversion sichtbar. Dennoch besteht dann in Norddeutschland allgemein wieder eine größere Neigung zu Hochnebel und Sprühregen.
Der an Tag 1 über dem Nordatlantik bereits angedeutete Austrogungsprozess wird nun auch am Folgetag fortgesetzt. Für Mitteleuropa ändert sich diebezüglich allerdings relativ wenig, so dass auch am Sonntag (Tag 3) ein ausgeprägter Langwellenhochkeil mit einer zugehörigen Bodenantizyklone nach allen Modellen wetterbestimmend bleibt.

Beschreibung des Mittelfristzeitraums (Tage 4 bis 7)

Relativ einstimmig beurteilen die verwendeten Modelle auch die weitere Entwicklung im Mittelfristzeitraum. Ein sich nähernder Jetstreak sorgt für eine zunehmende Zonalisierung ab Montag (Tag 4), wobei jedoch die Frontalzone weiterhin allgemein winteruntypisch sehr weit nördlich verläuft. Somit wird auch weiterhin maximal der Norden Deutschlands von schwachen Frontensystemen getroffen. Ab Tag 5 (Dienstag) zeigen alle Modelle in Zusammenhang mit dieser Zonalisierung ein erhöhtes Potential zur Bildung einer Steuerungszyklone, wobei Deutschland vor allem nach GFS ab Tag 6 (Mittwoch) auch von einem zugehörigen Sturmfeld erfasst werden soll. GME und ECMWF belassen Deutschland dagegen nur im südlichen Randbereich dieser zyklonalen Entwicklung.

© Marcus Boljahn

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