Glossar
   

Synoptische Kurzübersicht für Deutschland

ausgegeben am Freitag, den 15.04.2005 um 14:30 Uhr MESZ

Benutzte Modelle: GME (R192F) Fr 00 UTC, ECMF Fr 00 UTC, GFS Fr 06 UTC

Synoptischskalige Wellensituation: Langwellentrog Westeuropa

aktuelle Situation:

Die nordhemisphärische Strömung ist weiterhin geprägt von einer Dominanz mittlerer und kurzer ROSSBY-Wellen, so dass leicht progressive Verlagerungen der planetaren Wellen zu beobachten sind. Der höchste Varianzanteil entfällt dabei auf die Wellenzahl 8. Die beiden markantesten Tröge, die mit ihrer Amplitude jeweils zum nördlichen Wendekreis reichen, finden sich dabei über dem West- und Ostatlantik. Letzterer reicht mit seiner Achse vom Nordmeer über die Britischen Inseln bis hin nach Nordwestafrika. Im Zentrum des Troges hat sich bereits ein Höhenwirbel ausgebildet, erkennbar an den komplett geschlossenen Isohypsen und hohen Werten zyklonaler Krümmungsvorticity.



Deutschland liegt dabei auf der Vorderseite dieses Langwellentroges. Diese vorderseitige Südwestströmung fließt recht stark diffluent auseinander. Zudem sind weitere kurzwellige Strukturen in diese Strömung eingelagert. Durch die allgemein recht geringe Windgeschwindigkeit sind jedoch auch die Werte an VA in Verbindung mit dem Kurzwellentrog über Südwestdeutschland und dem Kurzwellenkeil über dem Norden der Republik recht gering. Da die Isothermen quasiparallel zu den Isohypsen verlaufen, ist auch der Antrieb durch TA nur sehr gering. Dementsprechend sind es aktuell auch nur recht schwache Schauer in Verbindung mit dem Kurzwellentrog über Südwestdeutschland, obwohl die Werte an konvektiv verfügbarer potentieller Energie (CAPE) deutschlandweit allgemein bei 100 J/kg liegen. Allerdings ist die Grundschicht derzeit allgemein sehr trocken, wie auch dieser Vertikalschnitt entlang 53°N eindrucksvoll zeigt (Deutschland ca. zwischen 7°E - 14°E).

Beschreibung des Kurzfristzeitraums (Tage 1 bis 3)

Der eingangs beschriebene eingelagerte Kurzwellentrog kann im Verlaufe von Tag 1 (Freitag) Deutschland nach Nordosten hin überqueren. Tagesgangunterstützt werden dadurch vermehrt Schauer ausgelöst.
Entscheidend für die weitere Wetterentwicklung ist jedoch das Verhalten des Langwellentroges. Durch seine Amplitude die Wellenlänge um einiges übertrifft, enstehen allgemein sehr hohe Werte an Krümmungsvorticity vor allem im Bereich des Scheitelpunktes über der iberischen Halbinsel. Durch die Bildung eines Höhenwirbels können diese nun auch advehiert werden, so dass



Bereits zum Ende von Tag 1 werden die stärksten Werte an VA zwischen Sardinien und Korsika berechnet. Damit einhergehend ist natürlich eine Zyklogenese verbunden.



Bereits an Tag 2 (Samstag) zeigen die verwendeten Modelle bereits erstaunliche Unterschiede in der Beurteilung der Zyklogenese, vor allem was deren Position betrifft. Während GFS den Kern des Tiefs sehr weit südlich (Nordwestitalien) legt, sehen ECMF und GME diesen weiter im Norden im Bereich der Schweizer Alpen. Somit gelangt nach dem amerikanischen GFS ganz Deutschland in eine bodennahe Ostströmung und aufgrund der damit verbundenen Trockenadvektion treten nur sehr vereinzelt Schauer, bevorzugt in Staulagen an den Mittelgebirgen, auf. Nach den europäischen Modellen erreicht das Gebiet maximaler Hebung allerdings ab 12 UTC von Tag 2 den Süden Deutschlands. Hier sollten verbreitet Schauer und auch einzelne Gewitter in der potentiell instabilen geschichteten Luftmasse möglich sein. Dies zeigen auch die prognostizierten CAPE-Werte, die verbreitet im dreistelligen J/kg-Bereich liegen.
Ein zweiter eingelagerter Kurzwellentrog lässt am Sonntag (Tag 3) nach GFS die Zyklogenese über Italien neu aufleben, während das alte Vorticityzentrum um den Höhenwirbel herum geführt wird und auf seinem Weg nach Norden folglich relative Vorticity auf Kosten der Erdvorticity verliert. Gleichzeitig verlagert sich der Höhenwirbel auch insgesamt leicht progressiv in Richtung Osten. Deutschland kommt daher gegen Ende von Tag 3 auf die Vorderseite eines nachfolgenden Kurzwellenkeils.
Die beiden europäischen Modelle (GME+ECMF) sehen dagegen eher einen stationären Höhenwirbel, der den Höhepunkt seiner Entwicklung am Sonntag hat. Entsprechend stationär verbleibt auch das zugehörige Bodentief über dem süddeutschen Raum.

Beschreibung des Mittelfristzeitraums (Tage 4 bis 7)

Aufgrund der bereits großen Unterschiede im Kurzfristzeitraum, scheint eine mittelfristige Prognose derzeit wenig sinnvoll.

© Marcus Boljahn

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