Idee:
Um atmosphärische Prozesse, insbesondere die so wichtigen
Vertikalbewegungen beschreiben und auch besser verstehen zu können,
sind Aussagen über die Stabilität der atmospärischen
Schichtung von essentieller Bedeutung. Mit Hilfe der physikalischen
Anschauung, dass eine gedämpfte Vertikalbewegung einer
Schwingung entspricht, ergibt sich ein sehr interessantes
Maß zur Bestimmung der vertikalen Stabiltät. Dabei
fungiert die atmosphärische Schichtung als meteorologisches
Analogon zur rücktreibenden Kraft. In der Meteorologie
bezeichnet man diesen Vorgang daher auch als vertikale Trägheitsschwingung.
Mit Hilfe eines einfachen Schwingungsansatzes lässt sich
nun die Frequenz und oder die Schwingungsdauer der vertikalen
Trägheitsschwingung rechnerisch bestimmen.
Definition:
Die Frequenz einer vertikalen Trägheitsschwingung wird nach
den Entdeckern als BRUNT-VÄISÄLÄ-Frequenz
N bezeichnet. Dabei ist N² ebenso proportional zur Differenz
zwischen individuellem
trockenisentropen Temperaturgradient und dem
(tatsächlichen) geometrischen Temperaturgradient. Als
Proportionalitätsfaktor dient bei N² der Quotient aus
Schwerebschleunigung und Temperatur.
Anschauung:
Anschaulich beschreibt die BRUNT-VÄISÄLÄ-Frequenz
die Frequenz vertikaler Auftriebsschwingungen um das hydrostatische
Gleichgewicht.
Eine positive BRUNT-VÄISÄLÄ-Frequenz beschreibt
den Fall der Trockenstabilität. Die Schwingungsdauer
liegt hier je nach Stabilität in der Sekundenskala (starke
Inversion) oder in der Minuten- bis Stundenskala (gering bis kaum
stabil).Als Beispiel sei hier die stets stabil geschichtete isotherme
Atmosphäre genannt, wo die Schwingungsdauer ca. 6
Minuten beträgt.
Eine indifferente Schichtung ist bei N=0 vorhanden. Hier
ist die Schwingungsdauer unendlich.
Im trockenlabilen Fall wird N imaginär. Dies ist physikalisch
auch sehr anschaulich, da vertikale Bewegung im trockenlabilen
Falle keiner (dämpfenden) rücktreibenden Kraft mehr
unterliegen, so dass der Begriff Trockeninstabilität plausibel
wird. Die Schwingungsdauer ist hier ebenfalls imaginärer
Natur.
Weitere Anwendung:
Eine wichtige Bedeutung kommt der BRUNT-VÄISÄLÄ-Frequenz
bei Betrachtungungen hinsichtlich der Wechselwirkungen zwischen
geostrophischem und hydrostatischem
Gleichgewicht bei. Sie geht direkt in den ROSSBY´schen Deformationsradius
ein, welcher den geostrophischen Anpassungsprozeß beschreibt.
Zudem können die messtechnisch äußerst schwierig
zu bestimmenden Dichteschwankungen in Auftriebstermen bei Betrachtungen
in der planetaren Grenzschicht, über
Schwingungsgleichungen mit der BRUNT-VÄISÄLÄ-Frequenz
einfacher dargestellt werden.
Anwendung
und Interpration hinsichtlich der atmosphärischen Schichtungseigenschaften
unter: vertikale Stabiltätsmaße
© Marcus Boljahn