Einleitung:
Alle synoptische relevanten Felder lassen sich natürlich
auch im klimatolgischen Mittel darstellen. Dies ist typischerweise
eine Zeitskala von 30 Jahren (z.B. 1961-1990). Nun lassen sich
verschiedene Mittel über unterschiedliche Zeiträume
betrachten (z.B. Monatsmittel, Jahreszeitenmittel).
Vor allem die Monatsmittel haben den Vorteil, dass durch die Mittelung
nahezu alle zeitlich und räumlich variablen Strukturen geglättet
werden. Im Idealfall bleiben daher nur die stationären Anteile
übrig.
Monatsmittelvergleich Bodenluftdruck Januar <-> Juli:
Im Januar ergibt sich eine schwache, aber durchgehende subtropische
Hochdruckzone in Höhe des nördlichen Wendekreises. Über
der kontinentalen Flächen ergeben sich bedingt durch diabatische
Abkühlung infolge negativer Strahlungsbilanz stationäre
Antizyklonen (Kältehochs). Vor allem das sibirische Hoch
weist im Mittel mit über 1038 hPa enorme Luftdruckwerte auf.
Zum Vergleich, das nordamerikanische Kältehoch hat in seinem
Zentrum im Durchschnitt über 1023 hPa.
Die zyklonale Aktivität ist aufgrund des im Winter größeren
horizontalen Temperaturgradienten (größerer barokliner
Antrieb -> Zyklogenese) zwischen
Äquator und Nordpol besonders stark ausgeprägt. So sind
sowohl der Nordatlantik als auch der Nordpazifik daher ein enorm
zyklonal geprägtes Gebiet. Das relativ warme Wasser wirkt
durch seinen diabatischen latenten
Wärmefluss dabei zusätzlich zyklogenetisch.
So entstehen zwei klimatolgisch markante Zyklonen mit Zentren
über Island und den Alëuten. Zwar weisen beide ähnliche
Kerndrücke (ca. 997 hPa) auf, jedoch ist die nordatlantische
Zyklone etwas großräumiger.
Da der horizontale Temperaturgradient im Sommer weitaus geringer
ist, weist der Luftdruck im Juli im Vergleich zum Januar insgesamt
geringere zyklonale Aktivität auf. Lediglich durch den Sonnenhöchststand
werden über den Kontinenten durch diabtische
Heizung infolge des Strahlungsüberschusses thermische
Tiefs induziert (z.B. Sahara, Indien, Kalifornien). Über
den beiden Ozeanen sind dagegen mächtige Antizyklonen das
klimatologische Mittel. Das Absinken des nördlichen Astes
der HADLEY-Zirkulation kann sich über den Ozeanen bis zur
Oberfläche besonders gut durchsetzen, da hier die entgegenwirkende
Komponente durch Erwärmung der Oberfläche aufgrund der
enormen Wärmekapazität des Wassers nicht annähernd
so stark ist wie über Land. Die Druckzentren (über 1025
hPa) der Hochs sind dabei im östlichen Teil der Ozeane zu
finden.
Monatsmittelvergleich Geopotential 300 hPa Januar <->
Juli:
Die Nordhemisphäre weist über den Kältezentren
(Nordkanada und Sibirien) im Mittel auch das geringste Geopotential
auf, was die hydrostatische Natur der Gesamtatmosphäre in
einer großen Zeitskala beweist. Somit bilden sich zwei markante
Tröge mit Achse über dem östlichen Nordamerika
und Ostsibirien. Ein dritter schwächerer Trog weist mit seiner
Achse über Mitteleuropa, so dass die zirkumpolaren Wellen
2 und 3 im Winter den stationären Fall darstellen. Da der
Jetstream im Winter allgemein weiter
nach Süden verschoben ist, können die Rocky Mountains
direkt angeströmt werden, was nach dem Erhaltungssatz der
isentropen potentiellen Vorticity einen
Leeseitentrog induziert. Dies erklärt den gut ausgebildeten
stationären Trog über dem östlichen Nordamerika.
Die Westwindzone reicht im Mittel dabei bis in tropische Breiten.
Im Sommer zeigt sich eine allgemein mehr gestörte kürzerwelligere
Situation. Das Kältezentrum mit dem entsprechend geringsten
Geopotential befindet sich fast
exakt über dem Nordpol. 5-6 stationäre Wellen zeigen
eine insgesamt recht polsymmetrische Strömungssituation.
Durch den weiter nach Norden verschobenen Polarfront-Jetstream
können die (hohen) Rocky Mountains auch nicht mehr direkt
angeströmt werden und keinen so massiven Leetrog induzieren
wie im Winter. Auch in den subtropischen und tropischen Breiten
ist der Einfluss des nach Norden verschobenen Jets zu sehen. Hier
ist insgesamt eine sehr schwachgradientige Höhenströmung
mit Ostwinden in den Tropen.
Interpretation/Bedeutung dieser nordhemisphärischen Klimatologie:
Durch Kenntnis der stationären Wellenzahlen für die
Nordhemisphäre ist anhand einer harmonischen Wellenanalyse
nicht nur die aktuelle Situation besser einzuordnen, sondern es
erleichtert auch die Prognose der Verlagerung. So weiß man,
dass im Winter nur die extrem langen Wellen stationär werden
können, während im Sommer die extrem langen Wellen (die
im Winter noch stationär waren) nun retrograd werden können.
Allerdings ist die aktuelle Strömungssituation im Normalfall
eine Überlagerung verschiedenster Wellen unterschiedlicher
Wellenlänge, so dass eine eindeutige Prognose nur anhand
der Wellenzahlen mit einem Unsicherheitsfaktor belastet ist.
© Marcus Boljahn, Sebastian Unger