Glossar
   

Synoptische Kurzanalyse für Deutschland

ausgegeben am Freitag, den 04.02.2005 um 14:10 Uhr MEZ

Benutzte Modelle: GME (R192F) Fr 00 UTC, ECMF Fr 00 UTC, GFS Fr 00 UTC

Synoptischskalige Wellensituation: Langwellenkeil Westeuropa, Langwellentrog Osteuropa

aktuelle Situation:

Die seit einigen Tagen anhaltende Zweiteilung der Nordhemisphäre mit quasizonalen Strömungsmustern auf der Osthemisphäre und meridional geprägter Westhemisphäre bestimmt weiterhin den synoptisch-skaligen Wetterablauf.
Dementsprechend sind es die eher langen quasistationären ROSSBY-Wellen, die im Geopotentialfeld der Westhemisphäre ersichtlich sind und die stromabwärtige Entwicklung in Mitteleuropa nachhaltig beeinflussen.



Aktuell ist dies ein Langewellenkeil über Westeuropa, welcher seit einiger Zeit, den über dem Nordatlantik entstandenen Zyklonen eine sehr weit nördliche Zugbahn aufzwängt und somit das unmittelbare Einwirken des Jetstreams für Mitteleuropa effektiv blockierte. Ein Kurzwellentrog weiter stromaufwärts über dem Nordatlantik sorgt nun vor allem durch PVA für einen Abbau des einst so hohen Geopotentials. Der Langewellenkeil weist daher aktuell nicht mehr die einstige Mächtigkeit auf und hat seine Achse zudem leicht gekippt und bis nach Westdeutschland verlagert. Insgesamt wirkt dieser Geopotentialabbau auch leicht antizyklolytisch auf das westeuropäische Bodenhoch über der Biskaya.



Deutschland befindet sich daher aktuell auf der vorderseitigen Nordströmung dieses Keils, so dass hier weiterhin Luftmassen polaren und z.T. arktischen Ursprungs angezapft werden. Allerdings findet Temperaturadvektion derzeit nahezu ausschließlich in der unteren Troposphäre (ca. 850 hPa) statt, da sowohl in der Höhe (Nordwinde) als auch am Boden (südliche und sehr schwache Winde) Isothermen und Isohypsen, welche selbst auch fast in Nord-Süd-Richtung angeordnet sind, quasiparellel verlaufen.



Das Hauptgebiet leichter Warmadvektion ist mit der dortigen Westströmung nun im Norddeutschen Raum, während in Süddeutschland KLA durch Ostströmung wetterbestimmend ist. Entsprechend sehen dann auch die heutigen Beobachtungen an den deutschen Stationen aus mit zum einen Hochnebel, Dunst und z.T. auch Sprühregen in Norddeutschland und zum anderen dem größtenteils sonnigen Süden der Republik.



Beschreibung des Kurzfristzeitraums (Tage 1 bis 3)

Infolge anhaltende VA über dem Nordostatlantik kann sich der Kurzwellentrog weiter amplifizieren und zum Ende von Tag 1 (Freitag) seine Amplitude bis Nordwestspanien ausdehnen. Als unmittelbare Folge kann sich der stromabwärtige Langewellenkeil auch etwas amplifizieren und zugleich mit seiner Achse Ostdeutschland erreichen. Die zyklonale Vorticityadvektion nach Durchgang der Keilachse wird allerdings von allen Modellen recht schwach beurteilt. Gleichzeitig kann sich die bereits heute in Süddeutschland zu beobachtende Kalt- und Trockenadvektion nun auch sukzessive auf den nördlichen Teil Deutschlands ausweiten. Dementsprechend ist an Tag 2 (Samstag) eine allmähliche Auflösung der Hochnebeldecke zu erwarten. Lediglich der äußerste Norden wird noch unter der Stratusdecke mit vereinzeltem Sprühregen aus der feuchten Grundschicht verbleiben.
Durch das "Einfangen" eines Cut-Off-Wirbels über der Iberischen Halbinsel wird der Trog ab Tag 2 quasistationär und zusammen mit dem Keil, der mittlerweile mit seiner Achse über Polen liegt, zeigt sich ab Sonntag (Tag 3) nun eine Omega-förmige Strömungssituation. Diese Strömungskonstellation erweist sich als sehr stationär, was auch an der sofortigen Ausbildung von Höhenwirbeln sowie dem Aufsteilen der vertikalen Achsen der zugehörigen Bodendruckgebilde erkennbar wird. Vor allem das Zentrum der mächtigen osteuropäischen Antizyklone hat sich nun an Tag 3 vom Ural bis nach Ostpolen verlagert. Deutschland verbleibt demzufolge in der bodennahen Süd- bis Südostströmung.

Beschreibung des Mittelfristzeitraums (Tage 4 bis 7)

Während alle benutzten Modelle den Kurzfristzeitraum wenig verwunderlich synoptisch-skalig nahezu gleich darstellen, weichen die Modelle auch mittelfristig nur wenig voneinander ab. Die Omega-Formation soll noch bis Tag 5 (Dienstag) seine quasistationäre Position beibehalten, ehe von Westen eine Zonalisierung mit einhergehender Milderung gezeigt wird. Einzig GME zeigt ab Tag 7 (Donnerstag) eher einen erneuten Trogvorstoß mit Kaltluft aus Nordwest, während ECMWF und GFS eine stramme Westströmung berechnen.

© Marcus Boljahn

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