Defintion:
Der thermische Wind ist definiert als der geostrophische
Differenzwind zwischen zwei Höhenniveaus.
Anschauung:
Die Berechnung des thermischen Windes ist anschaulich durch die
Differenzbildung recht einfach, wie auch die folgende Skizze des
thermischen Windes zwischen 850 hPa und 500 hPa zeigt.
Oftmals von Interesse ist aber der differentielle thermische Wind.
Dieser beschreibt die Änderung des geostrophischen
Windes mit der Höhe. Anschaulich ergibt sich bei der
Berechnung nun ein Wind, der im p-System exakt parallel zu
den Isothermen "weht". Er ist umso stärker,
je größer der Temperaturgradient und je kleiner der
Coriolisparameter ist. Auf der Nordhemisphäre liegt die wärmere
Luft auf der rechten Seite. Daher ergibt sich im Mittel ein westlicher
thermischer Wind. Im z-System sorgt die Dichteabhängikeit
noch für einen kleinen Zusatzterm, so dass der (differentielle)
thermische Wind nur quasiparallel zu den Isothermen
"weht". Der (differentielle) thermische Wind ist natürlich
kein real existierender Wind, daher die Anführungszeichen,
jedoch können mit seiner Hilfe sehr wertvolle Aussagen unter
anderem über Temperaturadvektion und
Baroklinität gewonnen werden.
Bedeutung:
Die Existenz eines isobaren
Temperaturgradienten induziert per Definition einen thermischen
Wind. Gleichzeitig ist dies aber auch ein notwendiges Baroklinitätskriterium.
Dementsprechend kann man allein aus der Existenz eines thermischen
Windes auf eine barokline Atmosphäre schließen. Umgekehrt
lässt sich anhand des quasihorizontalen Temperaturgradienten
(auf einer p-Fläche) über die thermische Windbeziehung
nun auf die allgemeine Windverteilung schließen. Da der
Bodenwind infolge der Reibung allgemein als gering angesehen werden
kann, gibt die Temperaturverteilung einen direkten Hinweis auf
die Windverteilung in der jeweils betrachteten Höhe.
Gibt es eine richtungsändernde Komponente der geostrophischen
Windänderung, so verursacht der resultierende thermische
Wind eine Temperaturadvektion. Erfolgt
von Boden aus gesehen eine antizyklonale geostrophische
Winddrehung (Rechtsdrehung auf Nordhemisphäre) mit der Höhe,
so erfolgt Warmluftadvektion. Umgekehrt
deutet eine zyklonale Winddrehung (Linksdrehung) auf Kaltluftadvektion.
Die Skizze verdeutlicht diese Drehung des geostrophischen
Windes sehr anschaulich. Links die KLA
bei mit der Höhe (von 700 hPa auf 500 hPa) linksdrehendem
Wind. Auf dem rechten Bild der umgekehrte Fall eine WLA.
Ändert der geostrophische Wind
mit der Höhe nur seine Geschwindigkeit aber nicht seine Richtung,
so ist die Atmosphäre zwar barokliner Natur, aber es erfolgen
keinerlei Temperaturadvektionen. Man spricht in diesem Fall daher
auch von einer äquivalent barotropen Situation.
Weitere Anwendung:
Eine neue praktische Anwendung des thermischen Windes fand TRENBERTH
1970 in seiner Formulierung der diagnostischen
Omegagleichung. Er zeigte, dass Vertikalbewegungen direkt
proportional zur Advektion der absoluten geostrophischen Vorticity
durch den thermischen Wind sind. Damit reicht allein die Kenntnis
des thermischen Windfeldes und des Vorticityfeldes aus, um Vertikalbewegungen
zu diagnostizieren. Somit entfällt ein entscheidender Nachteil
der Omegagleichung, denn es
kommen keine kompensierende Terme mehr vor.
In der PGS induziert das untere inhomogene
Dichtefeld natürlich auch ein thermisches Windfeld. Dabei
zeigt sich, dass der thermische Wind in der PGS
oftmals eine kompensatorische Wirkung hat. So "weht"
der thermische Wind beispielsweise antizyklonal um einen Warmluftsektor.
Als Konsequenz ergibt sich auf der warmen Seite der Frontalzone
am Boden eine Konvergenzlinie.
© Marcus Boljahn