Glossar
   

Synoptische Kurzübersicht für Deutschland

ausgegeben am Freitag, den 25.02.2005 um 13:30 Uhr MEZ

Benutzte Modelle: GME (R192F) Fr 00 UTC, ECMF Fr 00 UTC, GFS Fr 06 UTC

Synoptischskalige Wellensituation: Blockierender antizyklonaler Wirbel Nordostatlantik

aktuelle Situation:

Ein intensive labile Welle vor der nordamerikanischen Westküste leitete zu Beginn dieser Woche eine Umstellung der nordhemisphärischen Zirkulation ein. Entscheidend hierfür war die gegenüber der Geopotentialwelle um gut eine viertel Wellenlänge nach hinten phasenverschobene Temperaturwelle. Diese barokline Konstellation ermöglichte eine massive WLA über dem Nordatlantik, so dass die Atmosphäre mit der Ausbildung eines mächtigen antizyklonalen Wirbels reagierte.



Da die Warmluft nahezu komplett auf antizyklonalen Bahnen den Weg in den Nordatlantik fand, behielt diese nach dem Erhaltungssatz der IPV auf fast komplett ihre einstige vertikale Mächtigkeit bei. Ebenso wird daraus verständlich, warum diese hochreichende Warmluft ein Zentrum maximaler antizyklonaler Vorticity darstellt.



Als unmittelbare Folge dieser nordhemisphärischen Konstellation wird die polare Frontalzone vor der nordamerikanischen Westküste nun diffluent in zwei ungefähr gleich starke Äste aufgespalten. Der südliche Ast vereint sich dabei mit dem Subtropenjet, so dass hier allgemein recht große Windgeschwindigkeiten auftreten. Während der südliche Ast fortan quasizonal knapp südlich von 40°N verläuft, wird der nördliche Ast des Polarfrontjets nördlich um den antizyklonale Höhenwirbel herumgeführt. Besonders beeindruckend sind dabei die quasimeridionalen Strömungsäste auf der Rück- und Vorderseite des Höhenwirbels.
Insgesamt wird durch diese mächtige Höhenantizyklone also der direkte Weg für kurze ROSSBY-Wellen über den Atlantik in Richtung Europa effektiv gestört, so dass man von einer Blockierung spricht.
Da sich infolge dieser Entwicklung über dem Nordatlantik auch weiter stromabwärts über Mitteleuropa ein eigenständiges Höhentief mit eingeschlossener Kaltluft bilden konnte, erklärt sich die Stationarität dieser Wetterlage. Das entsprechende Zentrum zyklonaler Vorticity ist aktuell über der Bretagne zu finden.
Deutschland liegt daher in einer nordöstlichen Höhenströmung über die stetig Luftmassen polaren Ursprungs aus Nordosteuropa herantransportiert werden.



Auf der Vorderseite des blockierenden antizyklonalen Höhenwirbels werden aktuell auch Luftmassen arktischen Ursprungs angezapft. In Finnland ist bereits die kältest mögliche Luftmasse, die kontinentale Arktikluft (cA), im 850hPa-Niveau angekommen, was an Werten der äquivalentpotentiellen Temperatur von unter -4°C zu sehen ist.
Ebenso gut zu erkennen ist ein schwacher Kurzwellentrog mit einer kleinen Warmluftblase über der südlichen Ostsee, so dass über der Nordhälfte Deutschlands infolge schwacher WLA und zyklonaler VA aktuell leichte bis mäßige Niederschläge in fester und teilweise auch in flüssiger Form zu beobachten sind.



Beschreibung des Kurzfristzeitraums (Tage 1 bis 3)

Mit der immer mehr auf Von Nordwest auf Nord drehenden strammen Höhenströmung auf der Vorderseite des blockierden Höhenwirbels weitet sich im Verlaufe von Tag 1 (Freitag) die KLA rasch nach Süden aus und erreicht bereits den Norden Deutschlands.



Die eigentliche Kaltfront überquert dann im Laufe des Samstag (Tag 2) Vormittag von Norden her Deutschland und sorgt für verbreitet Neuschnee.



Durch den eingelagerten Kurzwellentrog erfahren die Schneefälle am Nachmittag einen Hebungsantrieb, so dass größere Mengen bis zu 5 cm im Erwartungsbereich liegen. In den Staulagen der Mittelgebirge sind natürlich auch entsprechend höhere Mengen möglich.
Im Verlaufe von Tag 2 überquert der Kurzwellentrog und Deutschland nach Süden. Die Kaltfront selbst erreicht in der Nacht zum Sonntag (Tag 3) den süddeutschen Raum.
Nachfolgend fließt nun von Norden her die arktische Luft auch nach Deutschland.
Trogrückseitig sind am Sonntag in der höhenkalten Luft dann auch noch vereinzelte Schnee- oder Graupelschauer möglich. Aufgrund der sehr kalten Luft und der damit einhergehenden geringen absoluten Feuchte sind allerdings nur noch geringe Schneemengen möglich.

Beschreibung des Mittelfristzeitraums (Tage 4 bis 7)

Alle benutzten Modelle berechnen die Prognose für den Mittelfristzeitraum erstaunlich ähnlich. Der im Kurzfristzeitraum beschriebene Kaltluftausbruch leitet einen massiven Austrogungsprozess über Mittel- und Osteuropa ein. Der resultierende Langwellentrog wird nun immer wieder durch kleinere Kurzwellentröge und den damit verbundenen Kaltluftnachschüben gestützt bzw. generiert.
GME und ECMF zeigen allerdings die Achse des Troges tendenziell weiter im Westen als GFS.

© Marcus Boljahn

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