Synoptische
Kurzübersicht für Deutschland
ausgegeben
am Freitag, den 13.05.2005 um 14:30 Uhr MESZ
Benutzte
Modelle: GME (R192F) Fr 00 UTC, ECMF Fr 00 UTC, GFS Fr 06 UTC
Synoptischskalige
Wellensituation:
Langwellentrog Westeuropa, Kurzwellenkeil Mitteleuropa
aktuelle
Situation:
Ausgehend von einem mächtigen Langwellentrog über Nordostamerika
bilden sich weiter stromabwärts ein ebenso mächtiger omegaförmiger
Langwellenkeil über dem Nordatlantik sowie ein nachfolgender
Trog über dem äußersten Westeuropa aus. Durch die
enormen meridionalen Windkomponenten wird vor allem an den beiden
Scheitelpunkten der initierenden ROSSBY-Wellen
über Neufundland und Grönland ein markanter horizontaler
Temperaturgradient aufgebaut. Als umittelbare Folge "weht"
in diesen hyperbaroklinen Zonen ein starker thermischer
Wind.
Durch die antizyklonale Krümmung im Bereich des Keilscheitelpunktes
über Grönland erfährt der ohnehin schon starke Wind
dort noch eine zusätzliche supergeostrophische Beschleunigung,
so dass hier der stärkste Jetstreak
zu beobachten ist.
Die Achse des westeuropäischen Troges liegt derzeit über
dem östlichen Nordatlantik. Seine Amplitude reicht fast bis
in Höhe der Kanarischen Inseln, so dass ganz West- und große
Teile Mitteleuropas in der trogvorderseitigen Südwestströmung
liegen. Nach einem eher schwachem Jetstreak über der iberischen
Halbinsel verläuft die Höhenströmung diffluent weiter
in Richtung Mitteleuropa und bildet dort einen schwachen Kurzwellenkeil
aus, dessen leicht negativ geneigte Achse aktuell von Südostengland
über die Beneluxstaaten bis hin nach Nordostfrankreich reicht.
Somit
liegt Deutschland im Bereich leichter antizykonaler (differentieller)
Vorticityadvektion und damit Absinken. Lediglich
im äußersten Südwesten der Republik überwiegt
bereits die Advektion der Warmluft, so dass
hier verbreitet Aufgleitniederschläge beobachtet werden.
Im Nordosten Deutschlands sind es dagegen nur ein paar harmlose
Schönwettercumuli, die den Himmel prägen.
Abschließend noch eine kleine beschreibende Analyse der isentropen
potentiellen Vorticity in der 320K - Fläche der potentiellen
Temperatur.
Man erkennt eindrucksvoll, dass die Höhenströmung größtenteils
parallel zu den Schnittlinien der Thetaflächen mit den Isolinien
gleicher IPV verläuft und es sich demnach
um isentrope Strömungen handelt. Ferner erkennt man eindrucksvoll,
dass sich die Maxima der IPV natürlich
auch in den Gebieten maximaler Krümmungsvorticity (Wirbelzentren)
sowie in den Gebieten maximaler Scherungsvorticity (zyklonale Jetseite)
wiederfinden.
Zuletzt noch eine reine Beobachtung, denn es ist zusätzlich
auch noch die Druckhöhe der 320K-Thetafläche dargestellt.
Dort wo der Gradient der Druckniveaus am stärksten ist, sollte
man im Umkehrschluß einen großen horizontalen Gradient
der potentiellen Temperatur, also ansteigende Isentropen
erwarten.
Das
dies insbesondere vor der südwestportugiesichen Küsten
zwischen 35°-40°N zeigt der Vertikalschnitt durch 10°
westlicher Breite. Dies ist also die nur in großen Höhen
vorhandene Subtropenfront, die
durch die frontolytische Wirkung des Absinkens nach unten hin schnell
diffus wird.
Abschließend
noch das zugehörige Wasserdampfbild, welches die obertroposphärische
bzw. niederstratosphärische trockene (weil abgesunkene) Luft
sehr gut anhand des dunklen Streifens anzeigt. Der trogvorderseitige
Teil dieses Streifens korreliert dann auch wieder mit den hohen
IPV-Werten.
Beschreibung
des Kurzfristzeitraums (Tage 1 bis 3)
Der
eingangs erwähnte Kurzwellenkeil verlagert im Laufe von Tag
1 (Freitag) unter weiterer Abschwächung seine Achse weiter
südostwärts.
Wetterbestimmend für Deutschland wird allerdings ein in den
westeuropäischen Langewellentrog eingelagerter Kurzwellentrog
werden, der momentan vor der südwestportugiesischen Küste
liegt. Anhand der kleinen IPV-Analyse wurde ja bereits ein gewisses
Entwicklungspotential aufgezeigt. Zwar ist der Jetstreak
nicht mit enormen Windgeschwindigkeit wie über Neufundland
oder Grönland ausgestattet, jedoch reicht die im linken diffluenten
Ausströmbereich induzierte obere Divergenz aus, um eine Zyklogenese
in Gang zu setzen.
Da diese obere Divergenz sich im Verlaufe von Tag 2 (Samstag) weiter
stromabwärts sogar noch verstärken kann, bildet sich relativ
rasch ein zugehöriges Bodentief mit zugehörigem Frontensystem
aus.
Das Zentrum des Tiefs wird nach allen Modellen für 12 UTC am
Samstag an der Grenze von Nordostfrankreich zu Südwestdeutschland
gerechnet. Die Luftmassengrenze verläuft dabei quer über
Deutschland.
Mit der einsetzenden massiven WLA zeigen
die Modelle nun skaligen stratiformen Niederschlag für ganz
Deutschland, welcher orographisch bedingt auch noch schauerartig
verstärkt werden kann.
Lediglich auf den äußersten Norden Deutschlands greift
die WLA nicht über. Hier ist ein weiterer
Kurzwellentrog der von Norden her einschwenkt. Labilisierung durch
KLA in der Höhe sowie zyklonale DVA
sorgen hier für konvektive Niederschläge.
In der Nacht zu Tag 3 (Sonntag) überquert die Zyklone dann
nach Osten hin Deutschland und sorgt für weiteren skaligen
Niederschlag.
Sonntag selbst fließt von Westen her zögernd wieder Höhenkaltluft
nach und sorgt dort für zunehmende Labilisierung, während
im Osten noch die Reste der nach Polen weiterziehenden Zyklone wetterbestimmend
bleiben.
©
Marcus Boljahn
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