Idee:
Damit ein Luftpaket ein gewisses Höhennivaeu erreichen kann,
muss es eine entsprechende Arbeit gegen die Schwerkraft verrichten.
Das Luftpaket erhält also potentielle Energie, die über
das Geopotential beschrieben wird.
Beim Übergang ins Theta-System mit der Verwendung der potentiellen
Temperatur als Höhenkoordinate wird den eigentlichen physikalischen
Prozessen besser Rechnung getragen, da nun auch thermodynamische
Aspekte mit betrachtet werden. Folglich reicht allein die Betrachtung
des Geopotentials nicht mehr aus,
um die Bewegungen im Theta-System darzustellen. Eine thermodynamische
"Korrektur" ist also von Nöten. MONTGOMERY zeigte
als erster, dass dies am einfachsten durch die Verwendung der
Enthalpie realisiert werden kann.
Entsprechend wurde das Potential für das Theta-System nach
ihm benannt.
Defintion:
Die Summe aus Geopotential und
Enthalpie wird als MONTGOMERY-Potential
M bezeichnet.
Anschauung:
Anders als die Isohypsen im Geopotentialfeld
weisen die Isolinien gleichen MONTGOMERY-Potentials vor allem
in der unteren Troposphäre teilweise starke Neigungen auf.
Insbesondere im Bereich von Frontalzonen
weisen die Isentropen eine vertikale
Neigung auf. Durch die direkte Abhängigkeit der Enthalpie
(und damit auch des M-Potentials) von der Entropie erklärt
sich diese Neigung sofort. Der horizontale M-Gradient ist daher
nicht mehr so einfach in den meteorologischen Gleichungen zu vernachlässigen
wie der horizontale Geopotentialgradient. Dafür kann man
über das Theta-System die synoptisch-skaligen Bewegungen,
die ja in sehr guter Näherung isentrop
ablaufen, viel besser nachvollziehen, denn Vertikalbewegungen
innerhalb des Theta-Systems kann es dann nicht (mehr) geben. Dieser
scheinbare Widerspruch erklärt sich mit der Tatsache, dass
die Bewegungen natürlich schon vertikale Komponenten haben
können. Diese verlaufen allerdings exakt parallel zur Neigung
der Isentropen, so dass zumindest
im Theta-System keine Vertikalbewegung (gegen die Neigung der
Isentropen) stattfinden. Oder anders
gesagt, ein LAGRANGE´sches Luftpaket wird ohne äußere
Kräfte oder Wärmezufuhr seine Bewegungen exakt parallel
zu den Isolinien des MONTGOMERY-Potentials durchführen. Das
z- und auch das p-System sind demnach nur Hilfssysteme aus "Menschensicht",
während ein Luftpaket immer im Theta-System "denken"
und "sehen" würde.
Die Isolinien des MONTGOMERY-Potentials sind also die Stromlinien
im Theta-System.
Der
geostrophische Wind im Theta-System
weht exakt parallel zu den Isolinien des MONTGIMERY-Potentials.
Anwendung:
Die Darstellung meteorologischer Felder im Theta-System ist (noch)
nicht sehr verbreitet. Dies liegt zum einen daran, dass die ganze
Thematik noch aktueller Forschungsstoff ist, aber zum anderen
auch daran, dass es nicht ganz so trivial ist solche Felder zu
erstellen und auch richtig zu interpretieren. Leider sind auch
noch keine MONTGOMERY-Potential-Felder frei im Netz verfügbar,
jedoch werden sie derzeit auf jeden Fall vom ECMWF gerechnet.
weitere Anwendungen:
Im M-Potential stecken bereits Informationen über die potentielle
Energie (Geopotential) und auch
über die innere Energie plus Verdrängungsarbeit (Enthalpie),
so dass eigentlich nur noch Aussagen über die kinetische
Energie fehlen, um eine physikalisch geschlossene energetische
Betrachtung zu erzielen. Dies wird über die BERNOULLI-Funktion
B realisiert, die sich zusammensetzt aus MONTGOMERY-Potential
plus der kinetischen Energie.
B = M + v²/2
NÉVIR hat nun gezeigt, dass ausgehend von der Erhaltung
der Energie (BERNOULLI-Funktion) und der Wirbelgröße
(isentrope potentielle Vorticity) allgemeinste
stationäre Wind- und Temperaturlösungen aufstellbar
sind. Die darauf basierende Energie-Wirbel-Theorie bietet zahlreiche
weitere Anwendungsmöglichkeiten.
© Marcus Boljahn