Synoptische
Kurzanalyse für Deutschland
ausgegeben
am Freitag, den 22.12.2004 um 15:30 Uhr MEZ
Benutzte
Modelle: GME (R192F) Mi 00 UTC, ECMF Mi 00 UTC, GFS Mi 06 UTC
Synoptischskalige
Wellensituation:
positiv geneigter Langwellentrog Mitteleuropa
aktuelle
Situation:
Die nordhemisphärische Wellensituation
weist zwei sehr markante Wellenkeile auf. Der Eine befindet sich
derzeit über dem östlichen Nordpazifik vor der Küste
Nordamerikas und der Andere über dem östlichen Nordatlantik.
Sie gehören zur nordhemisphärischen Zirkulation, die einen
großen Anteil der Wellen 3 und 5 aufweist.
Über Mitteleuropa konnte sich ein positiv geneigter Langwellentrog
ausbilden, der sich östlich vom Langwellenhochkeil über
dem Nordatlantik befindet. Seine Achse reicht dabei von Portugal
über Spanien, Südfrankreich, Schweiz, Süddeutschland
und Polen bis zur Ostsee.
Nördlich des atlantischen Langwellenhochkeils befindet sich
das Kältezentrum des nordhemisphärischen Polarwirbels,
so dass sich hier ein großer thermischer horizontaler Gradient
aufbauen konnte. Dies hat zur Folge, dass ein kräftiger Polarfront-Jet
entsteht, der von Südgrönland bis zur Nordsee reicht und
dabei Windgeschwindigkeiten von mehr als 200 Knoten ausweist. Am
östlichen Ausgang weist der Polarfrontjetstreak
über der Nordsee ein mächtiges Diffluenzgebiet auf. Hier
ist das Gebiet der stärksten Baroklinität. Zusammen mit
der DPVA auf der linken (nördlichen)
Seite des Diffluenzgebietes (left
exit region) über dem Nordmeer konnte sich hier eine mächtige
Bodenzyklone entwickeln, die derzeit einen Kerndruck von weniger
als 944hPa ausweist.
Ihr zum Teil schon okkludiertes Frontensystem verlagert sich nun
fast vollständig mit der Strömungsgeschwindigkeit und
hat bereits das europäische Festland und speziell den Nordwesten
Deutschlands erreicht. Der dabei einsetzende Schneefall wird rasch
zunehmend in Regen übergehen. Es herrscht allerorts Glatteisgefahr.
Zusätzlich frischt der Wind bei Frontendurchgang erheblich
auf und kann Sturmstärke, an den Küsten und in den Mittelgebirgen
auch Orkanstärke erreichen.
Auffällig in der gesamten nördlichen Hemisphäre ist
auch ein sehr gut ausgeprägter Subtropen-Jet,
der sich vom Diffluenzgebiet des Langwellenhochkeils über dem
Nordostatlantik von Westafrika fast breitenkreisparallel über
die gesamte östliche Hemisphäre erstreckt und erst über
dem Ostpazifik im Konfluenzgebiet des zweiten Langwellenhochkeils
zum Polarfront-Jet wieder übergeht.
Beschreibung
des Kurzfristzeitraums (Tage 1 bis 3)
Das
Frontensystem der Bodenzyklone überquert
rasch an Tag 1 (Mittwoch) von Nordwesten her Deutschland und verdrängt
dabei die vorherrschende Kaltluft mehr und mehr nach Süden
und Osten. Über Deutschland wird sich anschließend die
maritim erwärmte Subpolarluft (mPs)
durchsetzen. Der nordhemisphärische Kältewirbel verlagert
sich bis zum Ende von Tag 1 (Mittwoch) zum Nordmeer. Dabei wird
der Polarfront-Jet weiter nach Süden verdrängt, wodurch
der Langwellenhochkeil über dem Nordatlantik zunehmend an Amplitude
verliert. An Tag 2 (Donnerstag) und Tag 3 (Freitag) sorgen immer
wieder kleinere Kurzwellentröge für Zyklogenese
über der Nordsee, so dass es nicht nur an den Küsten zu
kräftigen Sturm- und Orkanböen kommen kann. Bereits an
Tag 3 (Freitag) sorgt DNSA bzw. DNTA
für Geopotentialanstieg über
dem Nordwestatlantik. Daraus resultiert ebenfalls eine Amplifizierung
eines Langwellenkeils über Westeuropa. Dabei setzt nun über
Mitteleuropa erneut KLA ein, so dass die
850hPa Temperaturen wieder unter 0°C sinken.
Beschreibung
des Mittelfristzeitraums (Tage 4 bis 7)
Nach allen vorliegenden Modellen wird sich der Langwellenhochkeil
über dem Westatlantik über Tag 4 (Samstag) hin aus weiter
amplifizieren und für die Bildung eines massiven Langwellentroges
über Mitteleuropa sorgen. Seine progressive Verlagerung wird
ab Tag 6 (Montag) einen Cut-Off-Prozess des Langwellentroges über
Mitteleuropa einleiten und für eine Verdrängung des Kältewirbels
zurück zum Nordpol sorgen.
©
Sebastian Unger
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