Glossar
   

Synoptische Kurzübersicht für Deutschland

ausgegeben am Freitag, den 08.07.2005 um 14:30 Uhr MESZ

Benutzte Modelle: GME (R192F) Fr 00 UTC, ECMF Fr 00 UTC, GFS Fr 06 UTC

Synoptischskalige Wellensituation: Höhentief Mitteleuropa

aktuelle Situation:

Auf der aktuellen Isohypsen-Analyse der Nordhemisphäre in 300hPa erkennt man sofort, dass Nordeuropa und auch große Teile Mitteleuropas allgemein im strömungsschwachen Bereich recht hohen Geopotentials liegen. Grund dafür ist die diffluente Aufsplittung der Frontalzone im Bereich des Nordostatlantik. Dies geschieht auf der Vorderseite des nordatlantischen Langwellentroges, wo sich ein bis weit in den arktischen Ozean reichender Höhenkeil hat aufbauen können, um den nun der Nordast des Polarfrontjets herumführt. Typischerweise hat sich beim Vorstoß der warmen Luft bis in solch hohe Breiten ein abgeschlossener antizyklonaler Wirbel mit einem zugehörigen Bodenhoch gebildet.



Durch die Aufsplittung des Jetstreams ist ein wirklich markanter Jetstreak derzeit nur im vorderseitigen Bereich des Troges über dem Nordatlantik zu finden. Somit sind im gesamten mitteleuropäischen Raum derzeit keine wesentlichen zyklogenetischen Aktivitäten zu beobachten.



Analog dem Nordast hat sich auch in Zusammenhang mit dem Südast des Polarfrontjets in Folge der nach Süden vorstoßenden Kaltluft ein abgeschlossenes Höhentief über Mitteleuropa ausbilden können, dessen zyklonale Strukturen in abgeschwächter Form bis zum Boden erkennbar bleiben.

Erklären kann man die Ausbildung eines solchen Höhentiefs am einfachsten mit dem Erhaltungssatz der isentropen potentiellen Vorticity. Danach gilt allgemeingültig, dass äquatorwärts strömende Polarluft auf allen zyklonalen Bahnen ihre vertikale Mächtigkeit beibehält (isentrope Konvergenz). Dementsprechend finden sich im Bereich des Höhenwirbels dann auch die höchsten Werte der IPV und die kälteste Höhenluft. Im Bereich der indifferenten oder gar antizyklonalen Zugbahnen Richtung Äquator zwischen den Britischen Inseln und Spanien verliert die polare Kaltluft aufgrund isentroper Divergenz dagegen recht schnell ihre vertikale Mächtigkeit, was auch mit den geringen IPV-Werten in dieser Region übereinstimmt.

Anschaulich kann man sich die isentrope Konvergenz als Streckung der vertikalen Luftsäule vorstellen. Eine Vergrößerung der Schichtdicke zwischen zwei isentropen Flächen heißt aber auch nichts anderes als eine zunehmende Labilisierung in der synoptischen Skala.



Dies erkennt man besonders gut bei einem Vertikalschnitt entlang 50°N, welcher quasi genau durch den Höhenwirbel verläuft. Hier ist die Troposphäre quasi bis zur Tropopause in ca. 350 hPa indifferent geschichtet. Somit reichen also bereits kleinere Hebungsantriebe durch TA aus, um im Bereich der Höhenkaltluft immer wieder skalige Niederschläge auszulösen, die dann einen zusätzliche konvektiven Antrieb erfahren.



Dabei korrelieren die Gebiete der stärksten Temperaturadvektion in Südostdeutschland aktuell auch sehr schön mit den derzeitigen Radarbildern und dem dort ersichtlichen skaligen Niederschlagsfeld.

Beschreibung des Kurzfristzeitraums (Tage 1 bis 3)

Nach der QG-Theorie finden sich auf der rechten diffluenten Ausströmseite des nordatlantischen Jetstreaks im Bereich des Europäischen Nordmeeres hohe Werte an horizontaler Windkonvergenz. Die resultierende Antizyklogenese sorgt ab dem Ende von Tag 1 (Freitag) für allmählichen Druckanstieg am Boden. Gleichzeit verlagert sich infolge von zyklonaler VA auch die zugehörigen ROSSBY-Wellen langsam weiter nach Osten.



Durch die Verlagerung des positiv geneigten Keils wird der wetterbestimmende Höhenwirbel quasi von Norden her sukzessive abgedrängt in Richtung Südwesten. Als unmittelbare Folge gelangt der Norden Deutschlands in eine östliche Höhenströmung. In diese eingelagert sind markante Kurzwellentröge, deren zyklonale DVA für Hebung un erneute skalige Niederschläge zunächst in Südostdeutschland sorgt, die dann im Verlaufe des Samstages (Tag 2) Richtung Nordwesten weiter ziehen. Im restlichen Teil der Republik kommt es unter dem Einfluß der Höhenkaltluft immer wieder zu Schauer, die unter Mithilfe der Orographie auch zu Gewitterzellen reifen können.

Durch das sich stetig weiter Richtung Südwesten verschiebende Höhentief dreht die Höhenströmung immer mehr auf Nordost, so dass sich das Niederschlagsgebiet ebenso Richtung Süden verlagert und im Laufe von Tag 3 (Sonntag) den süddeutschen Raum erreicht. Durch die stauende Wirkung der Alpen wird von den Modellen ein Aufleben der Niederschlagstätigkeit bis hin zu Starkregen gezeigt. In der allgemein immer noch recht labil geschichteten Luft ist zudem eine konvektive Verstärkung denkbar.

Im übrigen Teil Deutschlands setzt sich von Norden her dann zunehmend der Hochdruckeinfluß durch, so dass skurilerweise eine sommerliche Erwärmung von Norden herbei geführt wird.


Beschreibung des Mittelfristzeitraums (Tage 4 bis 7)



© Marcus Boljahn

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