Glossar
   

Synoptische Kurzübersicht für Deutschland

ausgegeben am Freitag, den 18.02.2005 um 13:30 Uhr MEZ

Benutzte Modelle: GME (R192F) Fr 00 UTC, ECMF Fr 00 UTC, GFS Fr 06 UTC

Synoptischskalige Wellensituation: Langwellentrog Mittel- und Osteuropa

aktuelle Situation:

Der Trend einer zunehmenden Meridionalisierung auf der westlichen Nordhemisphäre bleibt weiterhin bestehen. Ausgehend von der westnordwestlichen Überströmung der Rocky Mountains konnte sich ein mächtiger quasistationärer Langwellentrog ausbilden (Erhaltungs der IPV), der das gesamte westliche Nordamerika umfasst. Begünstig durch diese Konstellation sind auch die beiden stromabwärts folgenden ROSSBY-Wellen auf der westlichen Nordhemisphäre quasistationärer Natur. Dies sind einzelnen ein gewaltiger Langwellenkeil, der sich nahezu über den gesamten Nordatlantik erstreckt, sowie der über Mittel- und Osteuropa liegende Langwellentrog.



Besonders markant sind hierbei die ausgeprägten Amplituden der atmosphärischen Wellen. So reichen sowohl der nordwestamerikanische als auch der mitteleuropäische Langwellentrog jeweils bis ca. 30°N, so dass hier durch die Verbindung und Polarfront- und Subtropenjet die größten Windgeschwindigkeiten auftreten. Doch auch der nordatlantische Keil weist eine enorme meridionale Erstreckung auf, so dass Luftmassen subtropischen Ursprungs ungewöhnlich weit nach Norden bis an die Südküste Grönlands vorankommen konnten. Der resultierende enorme horizontale Temperaturgradient wird natürlich durch einen entsprechend starken Höhenwind ausbalanciert (thermische Windbeziehung), so dass auch zwischen Grönland und Island ein markanter Jetstreak existiert, dessen diffluenter Ausströmbereich mit einem eingelagerten Kurzwellentrog bereits auf Schottland und die nördliche Nordsee übergegriffen hat.



Wetterbestimmend für Deutschland ist aber der weiter stromabwärts eingelagerte Kurzwellenkeil, dessen sehr stark positiv geneigte Achse momentan vom Ärmelkanal über die Beneluxstaaten und Norddeutschland bis hin zu Baltikum verläuft. Allerdings ist dieser Keil nur sehr schwachgradientig, so dass nur vorderseitig des Bereichs der stärksten (antizyklonalen) Krümmung kleine Werte an anizyklonaler VA mit entsprechendem Absinken zu beobachten sind. Dies betrifft demnach die Mitte und den Süden Deutschlands, wo typische Inversionswettererscheinungen beobachtet werden.



Dies reichen von z.T. sonnigen Abschnitten im Osten bis hin zu leichtem Schneefall, Schneegriesel oder Scheekristallen im Süden der Republik. Lediglich keilrückseitug erreichen bereits schwache Hebungsfelder mit entsprechenden Wettererscheinungen den äußersten Nordwesten Deutschlands.
Entscheidend hierfür ist vor allem auch die Lage der thermischen Keilachse, denn auch hier liegt der Nordwesten bereits auf der Rückseite, so dass zunehmend zyklonale thermische Vorticity advehiert werden kann.



Auf der Bodenkarte wird dieser schmale Streifen gehobener Warmluft als Okklusion analysiert, die zu Tief WOLFRAM gehört, welches sich mit seinem Zentrum weit im Nordostatlantik befindet.



Besonders schön ersichtlich wird auf der Bodenfeldanalyse nun auch die blockierende Antizyklone DORIS, welche sich ebenso wie der korrespondierende Höhenkeil nahezu über den gesamten Nordatlantik erstreckt.
Korrekterweise sollte die Okklusion von Tief Wolfram aber als Warmfrontokklusion bezeichnet werden, denn postfrontal befindet sich gegenüber der momentan vorherrschende maritime Arktikluft (mA) die etwas mildere maritime Polarluft (mP), wie sie schön auf der 850hPa-Analyse der Berliner Wetterkarten zu sehen ist.



Beschreibung des Kurzfristzeitraums (Tage 1 bis 3)

Der Kurzwellenkeil überquert im Verlaufe von Tag 1 (Freitag) nun rasch stromabwärts Deutschland gen Süden. Von Nordwesten her erreicht nun auch der Kurzwellentrog Deutschland, allerdings bechränkt sich die stärkste Hebung dann auch wieder auf die Gebiete der größten Advektion an zyklonaler thermischer Vorticity.



Somit ist es vor allem der Westen Deutschland, der mit den größten Niederschlagsmengen (Schnee) zu rechnen hat, während vor allem im Osten die allgemein recht geringe Hebung keine größeren RR-Mengen mehr für Samstag (Tag 2) verspricht.



Die damit verbundene zyklonale VA aber auch die massive NSA in der unteren Troposphäre durch einfließende Kaltluft infolge der strammen trogrückseitigen Nordströmung sorgen nun für einen raschen Fall des Geopotentials in Mitteleuropa ab Tag 2 (Samstag). Im Einflussbereich der eingeflossenen Höhenkaltluft werden die Niederschläge nun konvektiver Natur.



Gleichzeitig kommt durch diesen Austrogungsprozess der einstige Kurzwellentrog nur noch unwesentlich nach Osten voran. Der kleine Tiefdruckwirbel XAVIER wird dadurch nun zunehmend stationär und soll mit seinem Zentrum an Tag 3 (Sonntag) über Norddeutschland liegen. Diese Stationarität ist auch am zugehörigen Höhenwirbel zu erkennen, dessen Zentrum nur unwesentlich weiter südlich berechnet wird. Ferner erreicht Vorticityzentrum des Kurzwellentroges zu Beginn von Tag 3 den Golf von Genau und induziert dort nun eine Zyklogenese (Über- und Umströmung der Alpen -> IPV-Erhaltung, diabatischer Wärmefluss des warmen Mittelmeeres und nachlassende Bodenreibung über dem Meer).

Beschreibung des Mittelfristzeitraums (Tage 4 bis 7)

Im Mittelfristbereich berechnen alle benutzten Modelle die entstandene synoptisch-skalige Strömungskonstellation als recht stationär. Der Höhenwirbel verbleibt über Mitteleuropa, allerdings verschiebt sich sein Zentrum beim GFS sukzessive nach Osteuropa. Grund ist das Stationärwerden der an Tag 3 enstandenen Genuazyklone, die Vb-artig um den Höhenwirbel herum nach Osteuropa gelangt. Ein Übergreifen nach Deutschland wird allerdings bis dato nicht berechnet.
GME und ECMF zeigen nur eine schwache Genuazyklone und dementsprechend wird der Höhenwirbel eher durch erneute Kaltluftvorstöße gestützt und sein Zentrum auch nicht nach Osteuropa verlagert.

© Marcus Boljahn

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