Glossar
   

Synoptische Kurzanalyse für Deutschland

ausgegeben am Freitag, den 03.12.2004 um 13:00 Uhr MEZ

Benutzte Modelle: GME (R192F) Fr 00UTC, ECMF Fr 00UTC, GFS Fr 06UTC

Synoptischskalige Wellensituation: Langwellentrog Westeuropa

aktuelle Situation:

Auf der Nordhemisphäre haben sich die wintertypischen kontinentalen Kältezentren (Sibirien, Kanada) langsam aufbauen können.

In diesen Arealen erfährt der Polarfrontjetstream durch den enormen isobaren Temperaturgradienten einen Antrieb, so dass die nordhemisphärische Zirkulation in diesen Bereichen auch ihre größten Windgeschwindigkeiten aufweist.



Dennoch reicht die aktuelle horizontale und vertikale Erstreckung dieser Kältezentren nicht aus, um durch differentielle diabatische Abkühlung für Geopotentialfall zu sorgen. So ist über Sibirien nun ein sehr schwacher Höhentrog erkennbar. Über Nordamerika kann durch die Überströmung der Rocky Mountains infolge isentroper Konvergenz (nach dem Erhaltungssatz der IPV) allerdings ein Leeseitentrog entstehen.



Auf der Vorderseite dieses nordamerikanischen Langwellentroges bietet ein eingelagerter Kurzwellentrog vor Neufundland ideale zyklogenetische Bedingungen, so dass sich hier eine recht intensive Bodenzyklone ausbilden konnte (Kerndruck 00UTC GFS <975 hPa). Weiter stromabwärts teilt sich die Frontalzone in einem Diffluenzgebiet über dem Nordatlantik in zwei Äste. In den zunächst stärkeren nördlichen Ast sind weitere barokline Wellen in Form von Kurzwellentrögen über Island und über der Ostsee eingelagert, die ihrerseits auch jeweils Bodenzyklonen induziert haben. Allgemein verläuft der Polarfront-Jetstream über Europa damit sehr weit nördlich und große Teile West,- Mittel- und Osteuropas liegen im Einflussbreich relativ milder Luftmassen, wie die Verteilung der Luftmassen in 850 hPa sehr gut verdeutlicht.



Der anfangs schwächere südliche Ast der Polarfront trifft in Höhe der kanarischen Inseln auf die Subtropenfront, infolgedessen sich hier der isobare Temperaturgradient und damit auch der Jetstream verstärken. Die südwärts voranschreitenden kälteren Luftmassen gewinnen auf ihrem Weg nach Süden zyklonale relative Vorticity, was letztlich die Ausbildung eines westeuropäischen Langewellentroges unterstützt. Auch auf dem Wasserdampfbild zeichnet sich dieser bis zu den Kanaren reichende positiv geneigte Trog anhand der im Frontalzonenbereich tief abgesunkenen trockenen niederstratosphärischen Luft sehr gut ab.



Mitteleuropa befindet sich somit insgesamt auf der vorderseitigen Südwestströmung des westeuropäischen Langewellentroges, wobei vor allem der bereits erwähnte eingelagerte Kurzwellentrog im Osten und Südosten Deutschlands für leichte Hebung und Aufgleitniederschläge sorgt. Insgesamt konnte mit der allgemein recht schwachen Westströmung bodennah nahezu überall in Deutschland feuchte Luft subpolaren Ursprungs einfließen. Durch die jahreszeitentypische Bildung von nächtlichen Strahlungsinversionen auf dem Temp (von Lindenberg) zu erkennen, so dass allgemein eine vertikale Durchmischung effektiv verhindert wird, was verbreitete Hochnebelbildung zur Folge hat.


Beschreibung des Kurzfristzeitraums (Tage 1 bis 3)

Der Kurzwellentrog überquert an Tag 1 (Freitag) den Osten Deutschlands und nachfolgend setzt mit einem Kurzwellenkeil infolge antizyklonaler DVA Absinken ein, wodurch die vorhandenen leichten Aufgleitprozesse nachlassen und die Schichtung weiter stabilisiert wird. Besonders schön sind die nachlassenden Vertikalbewegungen durch die Stabilisierung auf der Q-Vektor-Divergenzkarte zu sehen, die weder konvergente (Aufsteigen) noch divergente Q-Vektoren (Absinken) über Deutschland zeigt.



Die gleichzeitige AVA wirkt zudem zunehmend antizyklogenetisch und lässt das Geopotential ansteigen. Am Samstag (Tag 2) weitet die Bodenantizyklone über der Bisakaya dann auch ihren Einfluss sukzessive nach Osten aus und es kommt zur Bildung einer Hochdruckbrücke. Mit rascher Annäherung der Keilachse zeigen alle Modelle am Sonntag (Tag 3) zunächst weiterhin Antizyklogenese, ehe im Tagesverlauf ein nachfolgender Kurzwellentrog mit seinem Hebungsfeld den äußersten Norden streifen soll, wie in der Q-Vektor-Prognose für 18 UTC (GFS) gut zu sehen ist.



Beschreibung des Mittelfristzeitraums (Tage 4 bis 7)

Die progressive Verlagerung des Kurzwellentroges beurteilt ECMF an Tag 4 (Montag) im Gegensatz zu den anderen verwendeten Modellen etwas langsamer, allerdings sind sich die Modelle hinsichtlich der nachfolgenden Amplifizierung dieses Kurzwellentroges über Osteuropa für die Folgetage sicher. Weiter stromaufwärts gelangt Deutschland in den Einfluss eines Hochkeils, der mit massiver WLA einhergeht. So berechnen alle Modelle gegen Ende des Mittelfristzeitraums Luftmassen subtropischer Herkunft mit erstaunlich hohen Temperaturen in 850 hPa bis 8°C.
Eine Umstellung auf winterliche Zirkulationsmuster ist im betrachteten Zeitraum nicht zu erkennen, da die Frontalzone quasizonal und vor allem sehr weit nördlich verlaufen soll.

© Marcus Boljahn

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