Glossar
   

Synoptische Kurzübersicht für Deutschland

ausgegeben am Freitag, den 27.05.2005 um 14:30 Uhr MESZ

Benutzte Modelle: GME (R192F) Fr 00 UTC, ECMF Fr 00 UTC, GFS Fr 06 UTC

Synoptischskalige Wellensituation: Langwellenkeil Mitteleuropa

aktuelle Situation:

Bei der Analyse der nordhemisphärischen Zirkulation zeigt sich anhand der mittlerweile recht weit nach Norden verschobenen baroklinen Zone mit dem stärksten horizontalen Temperaturgradient der Übergang zu sommerlichen Zirkulationsmustern. Ebenso sind die resultierenden thermischen Winde nicht mehr so stark wie in den kalten Jahreszeiten.



Als unmittelbare Folge hat der Polarfrontjetstream im Mittel nicht mehr die winterliche Stärke und ein Subtropenjet ist kaum noch auszumachen. Grund für diese saisonale Entwicklung ist natürlich die nicht mehr so starke differentielle Erwärmung in Folge des hohen Sonnenstandes auf der Nordhemisphäre, so dass die baroklinen Antriebsprozesse der Neigungskonvektion allgemein schwächer werden.



Markante Frontalzonen mit eingelagerten Jetstreaks können somit nur noch bei stark meridional geprägten ROSSBY-Wellen entstehen.
So befinden sich auf der Vorderseite eines solchen stark amplifizierten nordatlantischen Langwellentroges auffällige Jetstreaks. Besonders hohe Windgeschwindigkeiten weist dabei aktuell das Starkwindband mit Windgeschwindigkeiten über 70 m/s, welches sich von Nordschottland über die nördliche Nordsee bis hin nach Ostfinnland erstreckt, auf. Ein zweiter nicht ganz so markanter Jetstreak befindet sich über der westlichen Biscaya.



Auf den linken diffluenten Ausströmseiten dieser Jetstreaks werden jeweils horizontale Divergenzen registriert, welche Druckfall und damit Zyklogenese forcieren.



Entsprechend der QG-Theorie finden sich auch große Werte an zyklonaler DVA. Natürlich sieht man im Bodendruckfeld dann auch die zugehörigen induzierten Zyklonen mit ihren Frontensystemen.



Wetterbestimmend für Mitteleuropa wird damit die Bodenzyklone über der westlichen Biskaya, welche vorgestern auf den Namen LEON getauft wurde. Wie in folgender Karte allerdings sehr schön zu sehen ist, liegt der Ursprung dieser Zyklone in tropischen Breiten.



Die Enstehung einer Zyklone in solch niedrigen Breiten mit der abgebildeten Zugbahn ist allerdings sehr untypisch, so dass es sich hier wahrscheinlich um Überbleibsel des Ex-Hurricanes ADRIAN handelt, welche neuen zyklogenetischen Antrieb erfuhren.



Mit der Südwestströmung konnten Luftmassen subtropischen Ursprungs (xS) auf kürzestem Weg verbreitet bis nach Mitteleuropa gelangen, was man eindrucksvoll an den 2m-Temperaturen erkennt.





Beschreibung des Kurzfristzeitraums (Tage 1 bis 3)

Bis zum Ende von Tag 1 (Freitag) bestimmen absinkende Vertikalbewegungen in Verbindung mit dem mitteleuropäischen Langwellenkeil den Wettercharakter in Deutschland.



Entscheidend für die weitere Wetterentwicklung ist jedoch die anhaltende zyklonale DVA infolge eines eingelagerten Kurzwellentroges vor der irischen Westküste, welche die Zyklogenese weiterhin am Leben erhält.



Die Bodenzyklone kann sich daher stetig vertiefen und intensivieren. Besonders interessant ist dabei aber die Position der Fronten innerhalb des Strömungsfeldes. So wird vor allem für die Warmfront ein für die Frontogenese ideales Strömungsfeld berechnet. So sind die Winde in der unteren Troposphäre konvergierend und "drücken" den ohnehin schon großen horizontalen Temperaturgradienten quasi weiter zusammen.



Entsprechend markant sind die Werte der TA bei der sich mit der frontsenkrechten Strömungskomponente verlagernden Fronten.



Sehr schön erkennt man die am Samstag (Tag 2) von Westen heranziehende Kaltfront im Vertikalschnitt (hier durch den Breitengrad 50°N). Zwar ist sehr gut zu sehen, dass die vertikale Schichtung in Deutschland im Frontbereich indifferent und im Warmsektor teilweise potentiell instabil ist, allerdings fehlt durch die großflächige antizyklonale DVA auf der rechten Ausströmseite des Jetstreaks die für konvektive Niederschläge notwendige Hebung. Lediglich mit einigen orographisch induzierten Schauern oder schwachen Gewittern ist demnach zu rechnen.

Am Sonntag (Tag 3) kann die Kaltfront mit der schwachen frontsenkrechten Komponente von Westen her langsam Deutschland überqueren. Durch die Bodenreibung wird sich die Kaltfront weiter aufsteilen können und die Schichtung in der PGS weiter labilisieren.



Der Vertikalschnitt zeigt dies eindrucksvoll anhand der Neigung der (Feucht)isentropen.
Für den süddeutschen Raum wird der Durchgang eines schwachen Kurzwellentroges mit entsprechenden Hebungsfeldern simuliert.



Dementsprechend ist für diesen Bereich auch mit der Auslösung der potentiellen Instabilität in Form von Gewittern zu rechnen.

Beschreibung des Mittelfristzeitraums (Tage 4 bis 7)

Nachdem die Kaltfront am Montag (Tag 4) ganz Deutschland nach Osten hin überquert hat, kann nachfolgend kühle Luft polaren Ursprungs einfließen. Alle Modelle zeigen am Dienstag (Tag 5) dann den zugehörigen Kurzwellentrogdurchgang mit einer anschließenden Zonalisierung bis zum Ende des Mittelfristzeitraums.

© Marcus Boljahn, Ronny Büttner

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