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Synoptische
Kurzübersicht für Deutschland
ausgegeben
am Freitag, den 20.05.2005 um 14:30 Uhr MESZ
Benutzte
Modelle: GME (R192F) Fr 00 UTC, ECMF Fr 00 UTC, GFS Fr 06 UTC
Synoptischskalige
Wellensituation:
Langwellenkeil Mitteleuropa
aktuelle
Situation:
Seit mehr als einer Woche dominieren auf der Nordhemisphäre
kleine Wellenzahlen, so dass sich eine erstaunlich stationäre
Strömungssituation im atlantischen Raum ausbilden konnte. Ausgehend
von einem nordostamerikanischen Langwellentrog konnte sich weiter
stromabwärts hohes Geopotential
über dem Nordatlantik aufbauen.
Dem zugehörigen nordatlantischen Langwellenkeil folgt ein stromabwärtiger
Langwellentrog über dem östlichen Nordatlantik, dessen
vorderseitiger schwacher Jetstreak
bereits die Britischen Inseln erreicht hat. Allerdings weist der
nordatlantische Langwellenkeil nicht mehr die ursprüngliche
stabile Omegaform auf. Ebenso hat der horizontale Temperaturgradient
und damit auch der thermische Wind
in seinem Scheitelpunkt nicht mehr die einstige Stärke.

Anhand der geschlossen Isohypsen in
allen troposphärischen Schichten erkennt man sehr gut, dass
sich in Zusammenhang mit dem ostatlantischen Langwellentrog ein
steuernder Wirbel gebildet hat. Da auch die vertikale Achse dieses
mächtigen Wirbels nur wenig gegen die Horizontale geneigt ist,
neigt diese Zyklone vor der nordwestirischen Küste zur Stationarität.

Besonders schön erkennt man die Stärke des Wirbels an
den hohen Werten im IPV-Feld. Ein zweites
IPV-Maximum befindet sich im zyklonal gescherten Bereich des Jetstreaks
weiter stromabwärts über Nordwestrussland und Ostfinnland.

Mitteleuropa selbst befindet sich wie in obigen Karten sehr gut
ersichtlich auf der rechten diffluenten Ausströmseite des Jetstreams
im Bereich eines Langwellenkeils, dessen positiv geneigte Achse
derzeit von Westpolen über Norditalien bis hin nach Nordalgerien
reicht. Das antizyklonale Vorticitymaximum hat Deutschland damit
bereits überquert, so dass zyklonale DVA
einsetzt, wie sehr schön auf folgender hoch aufgelöster
Karte ersichtlich wird.
Da die (Feucht)Isentropen größtenteils
normal gegenüber den Isohypsen
angeordnet sind, fungiert die resultierende WLA
unterstützend für die Vertikalbewegung.

In der Bodenfeldanalyse ist daher auch eine (Ana)Warmfront
mit entsprechendem nachfolgenden Warmsektor aufgezeigt.
Dementsprechend sind derzeit in Deutschland auch überall Aufgleitbewölkung
sowie in den Gebieten der stärksten Hebung auch skalige Niederschläge.
Beschreibung
des Kurzfristzeitraums (Tage 1 bis 3)
Wie
eingangs bereits angedeutet fehlt dem nordatlantischen Keil die
rückseitige PSA, so dass seine blockierende
Wirkung sukzessive nachlässt. Die ROSSBY-Wellen
verlieren daher ihre bisherige Stationariät und unterliegen
wieder progressiven Verlagerungstendenzen.
Da das Windfeld fast frontsenkrecht zur Warmfront angeordnet ist,
kann diese im Verlaufe von Tag 1 (Freitag) schnell voranschreiten.
Fast ganz Deutschland gelangt demnach in den Warmsektor, wie in
diesem Vertikalschnitt entlang des 53°N Breitengrades sehr schön
zu erkennen ist.
Ebenso zeigen die senkrechten (Feucht)isentropen eine bis ca. 350
hPa (potentiell) indifferente, teilweise sogar instabile Schichtung
in Verbindung mit der nachfolgenden Kaltfront über Westdeutschland.
Die trogvorderseitig zu erwartende Hebung in Form von zyklonaler
DVA durch eingelagerte Kurzwellentröge
sollte hier ausreichen, um Schauer und Gewitter auszulösen.
Im Laufe von Tag 2 (Samstag) wird die Kaltfront dann Deutschland
nach Osten hin überqueren. Die fast strömungsparallele
Ausrichtung der Kaltfront sorgt allerdings dafür, dass dies
nur sehr langsam von statten geht und die Front zunehmend quasistationär
wird.
Divergenzen entlang der Frontalzone sorgen
nun für einen zyklogenetischen
Antrieb, was sich dann in der Ausbildung von Frontenwellen
äußert. Die genaue Position und Entwicklung solcher stabilen
Frontenwellen, die oftmals sehr ergiebigen Niederschlag auslösen,
ist sehr schwer vorherzusagen. Daher gehen insbesondere die Niederschlagsprognosen
der einzelnen Modelle teilweise weit auseinander.
Am Sonntag (Tag 3) bleibt die Front dann quasistationär über
der Südosthälfte Deutschlands liegen.
Ebenso ist im Vertikalschnitt gut zu erkennen, dass die Schichtung
bis ca. 800 hPa weiterhin potentiell instabil bleiben soll, so dass
leichte Hebung bereits ausreichen sollte, um erneute Schauer und
Gewitter auszulösen.

Vor allem auf der warmen Seite der Front über dem Osten der
Republik finden sich somit günstige Bedingungen für Gewitter,
was auch die Prognose der CAPE-Werte verdeutlicht.
Beschreibung
des Mittelfristzeitraums (Tage 4 bis 7)
Erstaunlich ähnlich beurteilen alle verwendeten Modelle die
weitere Entwicklung im Mittelfristzeitraum. Nach dem Trogdurchgang
am Montag und Dienstag, soll sich wieder hohes Geopotential über
Mitteleuropa ab Tag 6 (Mittwoch) etablieren können. Sehr interessant
wird allerdings die Entwicklung von Ex-Hurrican Adrian sein, dessen
Einfluss gegen Ende des Mittelfristzeitraums von GFS (starkes eigenständiges
Tief) komplett anders als von ECMW und GME (schwaches Tief) beurteilt
wird.
©
Marcus Boljahn
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